Großer Alpsee

Auf dem Weg zum guten Zustand

strukturarme Ach
© Bacherle

Nach den Vorgaben der Wasserrahmenrichtlinie (WRRL) wurde der ökologische Zustand des Großen Alpsees nur als mäßig eingestuft - dies soll sich natürlich ändern. Das Wasserwirtschaftsamt Kempten und das Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten Kempten arbeiten seit 2017 zusammen, um die Gewässerstruktur zu verbessern und Nähstoffeinträge zu minimieren. Seit 2019 ist auch boden:ständig mit im Boot. Das Team von boden.ständig erarbetiet dabei einen Bestands- und Bewertungsplan, um schädliche Einträge genauer lokalisieren zu können. Darauf aufbauend sollen gemeinsam mit den Menschen vor Ort Maßnahmen zur Verbesserung der Situation am Gewässer gefunden und umgesetzt werden.

Die Landwirtschaft im Einzugsgebiet des Großen Alpsees ist geprägt von Milchviehhaltung; in dieser über die Jahrhunderte gewachsenen Kulturlandschaft war einer der bedeutendsten Eingriffe des Menschen die Achenkorrektur vor über hundert Jahren. Die Konstanzer Ach, Hauptzufluss des Großen Alpsees wurde dabei stark begradigt und das Talgebiet fast vollständig drainiert. Mückenplagen aus den supmfigen Tallagen gehörten der Vergangenheit an; eine moderne Bewirtschaftung wurde möglich; der Talraum konnte infrastrukturell erschlossen und der Siedlungsraum ausgeweitet werden.
Doch die Begradigung barg auch Nachteile. So transportiert die Konstanzer Ach seitdem ihre Fracht bei jedem kleinen Regen schnell in den Alpsee weiter. Eine erhöhte Trübung und Nährstoffüberschüsse machen dem See zu schaffen. Dabei ist der Große Alpsee ein wichtiger Tourismusmagnet und viele Betriebe im Tal der Konstanzer Ach leben auch vom Tourismus.
Im Spannungsfeld zwischen Tourismus- und Siedlungsdruck, dem Wunsch nach einer Revitalisierung der ökologisch verarmten Konstanzer Ach, und den Anforderungen der Wasserrahmenrichtlinie versucht das Team von boden:ständig zusammen mit den Partnern der beteiligten Ämter Lösungen zu finden. Gesucht sind zukunftsfähige Ideen zur Verbesserung der Gewässer aber auch zur Stärkung der kleinteiligen Landwirtschaft vor Ort, die durch Ihr Wirtschaften erst diese einzigartige Kulturlandschaft des Alpenraums geschaffen hat.

Sukzessive werden zunächst Strukturen im Gewässer geschaffen, die den Gewässerlebewesen neuen Lebensraum bieten und die Selbstreinigungskraft der Konstanzer Ach verbessern. Gleichzeitig plant der Markt Oberstaufen, auf seinen Ufergrundstücken eine Revitalisierung der Konstanzer Ach. Der Flusslauf wird dabei wieder verlängert, die Steilufer abgeflacht und eine naturnahe Aue entwickelt. Dadurch kann der Bach mehr Wasser aufnehmen, die Fließgeschwindigkeit nimmt ab und weniger Sediment wird mobilisiert. Gleichzeitig tritt die Ach nicht mehr so oft über die Ufer und belastet die guten Futterflächen in der Talaue. Zudem wird der touristische Wert der Region gestärkt. Eine Win-Win-Win! – Situation, wodurch nach und nach die Gewässerstruktur in einen guten ökologischen Zustand gebracht wird.

Und die Nährstoffe?
Hier setzt sich die Wasserwirtschaftsverwaltung neue Maßstäbe in der Analytik. Seit 2023 arbeitet ein halbautomatisches Messsystem am Zusammenfluss der Konstanzer Ach und dem Hauptdrainagesammler. Über die kommenden Jahre werden valide Daten gesammelt, wann wie viel Nährstoff über welche Pfade transportiert werden. Parallel dazu legen die Landwirte Ihre Düngeaufzeichnungen offen. Zusammen mit den Wetterdaten können so in Zukunft unnötige Nährstoffverluste erkannt und schließlich minimiert werden.



Projektgebiet
Regierungsbezirk: Schwaben
Landkreis: Oberallgäu
Gemeinden: Markt Oberstaufen und Stadt Immenstadt
Natur-/Produktionsraum: Iller-Vorberge; Grünlandnutzung
Größe: 60 ha

Projektlaufzeit
seit September 2019


Regierungsbezirk: Schwaben