Für das boden:ständig-Projektgebiet Reichartshausen liegen sowohl die Bestandserhebung und -bewertung als auch die Maßnahmenplanung vor. Aufbauend auf diese Ergebnisse, wurde im Rahmen des Feldtages in Reichartshausen zum einen dargelegt, wie die Sicker- und Speicherkapazität von Böden als Prävention für Starkregen- und Trockenschäden verbessert werden kann. Zum anderen wurden konkrete Vorschläge für Maßnahmenumsetzungen zur Eindämmung von Erosionsschäden in Hanglagen sowie zur Verzögerung des Oberflächenwasserabflusses entlang von kleinen Bachläufen erläutert.
Hierzu luden das Amt für ländliche Entwicklung (ALE) Unterfranken in Zusammenarbeit mit dem Büro für multifunktionale Umweltplanung und Beratung (UP&B) sowie der Stadt Amorbach ein. Weiterhin waren Fachvertreter des Amts für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Karlstadt und der Regierung von Unterfranken zugegen. Mit ca. 20 Teilnehmenden fand der Feldtag in Reichartshausen, trotz teilweise widriger Witterungsverhältnisse, guten Zuspruch. Die betrachtete Ackerfläche wird vom Betrieb Thomas Walter aus Monbrunn bewirtschaftet. Der Schwerpunkt des Betriebs Walter liegt auf der Schweinemast. Auf dem betreffenden Ackerschlag wurde 2022 Körnermais angebaut.
Dr. Michael Link vom Büro UP&B ist mit der Planung und Umsetzungsbegleitung im Projektgebiet Reichartshausen beauftragt. Er stellte den Aufbau sowie die Charakteristika des Bodenprofils vor. Hierbei wurde auch erläutert, von welchen Faktoren die Sicker- sowie Speicherfähigkeit des Bodens abhängen. Der Oberboden darf nicht verschlämmen, um die Regenverdaulichkeit des Bodens nicht herabzusetzen. Hierzu ist es notwendig, dass zum einen die Versorgung des Bodens mit Kalk zumindest ausreichend ist. Wie aus der beigefügten Karte hervorgeht, sind im nördlichen Bereich der, knapp 4,25 Hektar umfassenden Ackerfläche nach Allgemeiner Bodenabtragsgleichung (ABAG) Bodenabträge von bis zu > 10 Tonnen pro Hektar und Jahr rechnerisch möglich. Diese hohen mittelern Bodenabtragsraten resultieren dort u. a. aus einer Hangneigung von 10 bis > 12 Prozent.
Das beispielhaft geöffnete Bodenprofil zeigt einen mittelgründigen Hang-Pseudogley (gut zu erkennen an der Bleichung des Bodens sowie an Mangan- und Eisenflecken). Der Humusgehalt beträgt in der ca. 20 cm mächtigen Ackerkrume (Ap-Horizont) 1,8 Prozent. Der Boden kann im durchwurzelbaren Raum in etwa 150 Liter Wasser gegen die Schwerkraft halten (nFKdB: nutzbare Feldkapazität im durchwurzelbaren Raum).
Als eine praktisch einsetzbare Methode die Regenverdaulichkeit sowie die Aggregatstabilität des Oberbodens im Gelände zu ermitteln, stellte Dr. Michael Link die Spatendiagnose vor. Der am Feldtag betrachtete Teil des Ackerschlages ist gut und gleichmäßig durchwurzelt. Das Bodengefüge ist als locker zusammenhängend, porös und bei Druck leicht zerfallend zu beschreiben. Die unscharf begrenzten Bodenaggregate zerfallen bei leichtem bis stärkerem Druck (siehe hierzu
https://www.lfl.bayern.de/iab/boden/278445/index.php). Alles in Allem kann der Boden gut Wasser infiltrieren, was auch anhand der aufgestellten Versickerungsringe feststellbar war.
Weiterhin wurde auf die Versorgung des Bodens mit organischer Substanz eingegangen (nach LfL sollte der Gehalt an organischer Substanz im Boden mit dessen Humusgehalt gleichgesetzt werden). Der auf dem Acker festgestellte Humusgehalt von 1,8 % kann als mäßig bis gut eingestuft werden. Die durchschnittlichen Humusgehalte bewegen sich auf bayerischen Ackerstandorten zwischen etwa 1,5 und 2,5 %. Dass der Landwirt seine Sache gut gemacht hat, ist schon am hohen Regenwurmbesatz zu erkennen. Regenwürmer fühlen sich im Boden nur dann wohl, wenn dort genügend Kalk und organische Substanz als Nahrung vorhanden ist.
Um zu verdeutlichen, wie sich der bereits seit dem Mittelalter kontinuierlich verlaufende Prozess der Bodenerosion durch Wasser auswirkt, wurden neben der Profilgrube zwei weitere Bodenprofile im Bereich der Hangschulter sowie am Hangfuß mittels Pürkhauerbohrer entnommen. Der Vergleich der drei Bodenprofile erbrachte ein eindeutiges Ergebnis: Das Solum – also die Schicht des Bodens, in dem pflanzenverfügbares Wasser gespeichert werden kann – wird ausgehend von der Hangschulter immer mächtiger.
Diese hangaufwärts gerichtete Verkürzung des Bodenprofils zeigt deutlich, wie sich die Wassererosion negativ, sowohl auf die Wasserhaltefähigkeit sowie auf die Ertragsfähigkeit des Bodens, auswirkt. Ein Zeichen hierfür ist die auf dem östlichen Teil des betrachteten Ackerschlags um 5 Punkte höher veranschlagte Bodenzahl zwischen dem Bereich mit sandigem Lehm (sL) im oberen Teil und Lehm (L) im unteren Teil der Ackerfläche.
Als Dreh- und Angelpunkt für die Leistungsfähigkeit eines Ackers, ist die Wasserspeicherfähigkeit des Bodens im durchwurzelbaren Bodenraum zu sehen. Wird diese durch Erosionsprozesse herabgesetzt, kann auf den hangseitigen Teilbereichen eines Ackerschlages nicht mehr so viel Ertrag erzielt werden als dies vorher möglich war. Der Akkumulationsbereich am Hangfuß wird nur so weit anwachsen können, wie es die Geländeform erlaubt. Darüber hinaus eingetragenes Bodenmaterial wird aus der Fläche heraustransportiert und in Oberflächengewässer, wie dem Reichartshauser Bach, eingeleitet. Durch die im Boden enthaltenen Nährstoffe werden die Gewässer eutrophiert, was sowohl negative ökologische als auch ökonomische Folgen nach sich zieht.
Im Anschluss an die die Erläuterung der bodenspezifischen Gesichtspunkte zur Verminderung der Bodenerosion sowie zur Verbesserung der Regenverdaulichkeit von Böden, ging Bernhard Schwab vom AELF Karlstadt auf die neuen, ab dem 1.1.2023 gültigen KULAP-Maßnahmen sowie auf die Möglichkeiten zu deren praktischen Einsatz ein. Die im Zuge der GAP-Reform erlassenen Richtlinien, werden in Zukunft eine Betonung erosionsmindernder Bewirtschaftungssysteme mit sich bringen.
Einen weiteren Schwerpunkt des Feldtages in Reichartshausen bildete die Vorstellung eines Konzeptes zur Neueinteilung eines stark erosionsgefährdeten Hanges im Projektgebiet. Wie Joachim Omert vom ALE Unterfranken erläuterte, weist der betreffende Hang nordöstlich von Reichartshausen eine Hanglänge von ca. 500 m auf. Die Hangneigung liegt großflächig bei 10 bis > 12 Prozent. Der nach ABAG modellierte Bodenabtrag bewegt sich je nach Bodenbearbeitungssystem zwischen 6 und 15 Tonnen pro Hektar und Jahr.
Die Gesamtfläche des betrachteten Hanges beträgt 33,4 Hektar. Bei einem vollständigen Verzicht auf den Einsatz des Pfluges, ist derzeit auf der gesamten Hangfläche ein rechnerischer Bodenabtrag in Höhe von ca. 200 Tonnen pro Jahr zu erwarten. Mit Pflugeinsatz vor der Hackfrucht bei einer viergliedrigen Fruchtfolge, sind gut 500 Tonnen pro Jahr an Bodenabtrag zu erwarten. Dieser schleichende und oft gar nicht direkt wahrnehmbare, weil flächenhaft ablaufende, Prozess der Wassererosion kann in einem Jahrzehnt, je nach Bodenbearbeitungssystem, zu einem Bodenverlust von 2.000 bis 5.000 Tonnen führen. Beim Auftreten von Starkniederschlägen kann sich dieser, bereits jetzt auftretende, massive Verlust an wertvollem Ackerkrumenmaterial noch potenzieren.
Durch die Aufteilung der Hangfläche in ca. 80 m breite Ackerschläge, welche konsequent gegen den Hang zu bewirtschaften sind sowie der Anlage von vier, jeweils 15 m breiten Erosionsschutzstreifen, kann der jährliche Bodenabtrag auf 3 bzw. 8 Tonnen pro Hektar begrenzt werden. Auch die Empfindlichkeit des Hanges gegenüber Bodenverlusten – gerade die obere, fruchtbarste Ackerkrume ist betroffen – ginge bei Starkregen zurück. Die Erosionsschutzstreifen sollen nicht aus der landwirtschaftlichen Nutzung fallen. So ist es z. B. denkbar, auf diesen Flächen Agroforestsysteme in Form von Kurzumtriebsplantagen zu etablieren. Diese Art von Flächennutzung wird nach dem neuen KULAP 2023 finanziell honoriert. Der ackerbaulich genutzte Hang nordöstlich von Reichartshausen kann mittel- und langfristig nur ertragssicher bewirtschaftet werden, wenn entsprechende Erosionsschutzmaßnamen ergriffen werden.
Abschließend wurde eine Maßnahme zur Abflussverzögerung im Bereich des Oberlaufs des Reichartshauser Baches vorgestellt. Der Reichartshauser Bach verläuft dort kanalisiert in Betonschalen. Es ist das Ziel, den Abfluss des Reichartshauser Baches oberhalb der Ortschaft Reichartshausen zeitnah merklich zu verzögern. Hierfür ist geplant, die betonierte Bachsohle zu entsiegeln und den Bereich im und um den Bach wieder für die Versickerung von Oberflächenwasser zugänglich zu machen. Hierdurch wird ein Beitrag zur Grundwassermehrung geleistet. Nach der Herausnahme der Betonschalen ist ein leicht mäandrierender Verlauf des Reichartshauser Baches vorgesehen, wobei dieser als ca. 2 bis 3 m breite, begrünte Abflussrinne angelegt werden soll. Wichtig ist, dass die Rinne auch in noch festzulegenden Zeitabständen gemäht oder gemulcht werden soll, weshalb diese an ihrem tiefsten Punkt nur ca. 50 cm vertikal ausgebaut werden soll.
Flankierend sollen im Verlauf des Baches in einem Abstand von ca. 25 bis 30 m Sohlschwellen zur Verzögerung des Oberflächenabflusses angelegt werden. Es muss gewährleistet sein, dass diese Schwellen für Wasser durchlässig sind, weshalb auf Sohlhöhe jeweils ein Rohr mit einer Nennweite von ca. 20 cm einzubauen ist. Als weitere Maßnahmen zur Abflussverzögerung sind drei Rückhalte- bzw. Sedimentationsbereiche geplant. Diese sind oberhalb der Straße sowie am bestehenden Fahrdamme mit einer Drosseleinrichtung zu versehen. Es handelt sich hierbei nicht um die Anlage von Staubecken. Das Wasser muss so rasch als möglich wieder abfließen können, damit auch das nächste Niederschlagsereignis abgefangen werden kann.
Die diskutierten Erosionsschutz- und Wasserrückhaltemaßnahmen benötigen Flächen, welche über ein Bodenordnungsverfahren bereitgestellt werden sollen. So entstehen aus gemeindeeigenen, rekultivierten Anwand- und Erdwegen durch Flächentausch dauerhafte Erosionsbremsen und Wasserrückhaltungen.
Kontakt:
Büro für multifunktionale Umweltplaung und Beratung (UP&B)
Dr. Michael Link
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