Bei mehreren boden:stammtischen im Rahmen des boden:ständig Projekts Üchtelhausen/Weipoltshausen wurde bereits ausgiebig über die Themen Zwischenfruchtanbau und Bodenbearbeitung diskutiert. Die örtlichen Landwirte haben ein sehr großes Interesse ihre Anbausysteme weiter zu verbessern. Schon am ersten boden:stammtisch haben sich Landwirte bereit erklärt verschiedene Varianten des Zwischenfruchtanbaus zu erproben und zu dokumentieren.
An einer der Zwischenfrucht-Demoflächen fand am 25. Oktober 2022 schließlich ein Zwischenfrucht- und Bodentag statt, um sich über die Erfahrungen aus den sehr komplizierten Sommer- und Herbstmonaten auszutauschen.
Damit sich der Boden ähnlich wie ein Schwamm verhält, müssen die drei Zahnräder Bodenchemie, Bodenleben und Bewirtschaftung perfekt ineinandergreifen. Der Anbau von Zwischenfrüchten und eine regelmäßige Bodenansprache sind zwei wichtige Werkzeuge, um dieses Ziel zu erreichen.
Rainer Schubert, Gewässerschutzberater vom AELF Schweinfurt, stellte die verschiedenen Zwischenfrucht-Komponenten vor und erläuterte die wichtigsten Knackpunkte beim Anbau.
Auf der angelegten Demofläche wurden drei verschiedene Zwischenfrucht-Varianten eingesät: Phacelia Reinsaat, eine kreuzblütlerfreie Mischung ohne Leguminosen und eine kreuzblütlerfreie Mischung mit Leguminosen. Die Bodenbearbeitungsvarianten waren Scheibenegge, Grubber und Stoppelsaat mit sehr geringer Bodenbewegung.
Aufgrund der ausbleibenden Niederschläge konnte das Ausfallgetreide kaum bekämpft werden. Mit den ersten Niederschlägen Anfang September lief daher nicht nur die gesäte Zwischenfrucht, sondern auch jede Menge Ausfall-Winterweizen auf. Trotz der extremen Sommertrockenheit im Projektgebiet, konnten sich die eingesäten Zwischenfrüchte aufgrund des ausgiebigen Regens im September und der sehr milden Herbst-Witterung den Umständen entsprechend gut entwickeln. Die Entwicklung der verschiedenen Zwischenfrucht-Mischungen war in den drei Bodenbearbeitungsvarianten vergleichbar. Der Druck durch Ausfallgetreide war in der Variante Stoppelsaat allerdings augenscheinlich geringer. Ein großes Thema war das weitere Verfahren mit dem Zwischenfruchtaufwuchs angesichts des Besatzes mit Ackerfuchsschwanz und Ausfallgetreide.
Johannes Herold, boden:ständig-Berater vom GeoTeam, ging auf die Bodenansprache mit dem Spaten ein und erklärte verschiedene Indikatoren für einen guten Bodenzustand.
Aufgrund der relativ kurzen effektiven Vegetationszeit wurden zwar nur die obersten 15 cm des Bodens intensiv durchwurzelt, allerdings reichte dies vor allem in Kombination mit enormer Regenwurmaktivität für eine gute Bodenstruktur. Besonders bei der Variante der Stoppelsaat war die porenbildende Funktion der Regenwürmer eindrücklich zu sehen. Der Aggregatstabilitätstest war für alle drei Varianten sehr gut. Dies lässt auf eine gute Lebendverbauung der Bodenaggregate durch ein aktives Bodenleben schließen. Zum Abschluss wurde durch einen einfachen Karbonattest mittels Salzsäure für das Thema Kalkung sensibilisiert. Es wurde deutlich, dass kalkhaltiges Ausgangsgestein nicht mit der Verfügbarkeit von Kalk in der Ackerkrume gleichzusetzen ist.
Beim Zwischenfrucht- und Bodentag in Weipoltshausen fand ein intensiver Erfahrungsaustausch zur Umsetzung vieler bereits bei boden:stammtischen angesprochener Bewirtschaftungsverfahren (Mulchsaat, Zwischenfruchtanbau, Untersaaten etc.) statt. Bei zahlreichen Diskussionen wurden diese auch in den Gesamtzusammenhang aktueller landwirtschaftlicher Herausforderungen gestellt. In dem Projekt zeigt sich, dass die Zusammenarbeit von engagierten Menschen vor Ort, der Gewässerschutzberatung vom AELF und der boden:ständig Beratung durch das GeoTeam einen fruchtbaren Boden für die Implementierung nachhaltiger Anbauverfahren bereiten kann. Auch die folgende Aussaat auf der Fläche soll im Rahmen des boden:ständig Projekts begleitet und für einen weiteren Feldtag genutzt werden.
25.10.2022
Regierungsbezirk:
Unterfranken