Die Mulchkartoffel-Initiative aus Regensburg und Straubing-Bogen

boden:ständig-Preisträgerin 2022

Vier Menschen stehen auf einem Kartoffelacker, auf dem zur Zeit Zwischenfrüchte auf den Dämmen wachsen.

Das Kernteam der Mulchkartoffel-Initiative v.li.: Ludwig Pernpeintner, AELF Regensburg-Schwandorf, Ludwig Lichtinger, Martina Prielmeier, LPV Regensburg und Stephan Obermaier, AELF Deggendorf-Straubing.
© Ländliche Entwicklung in Bayern/M. Büttner

Im boden:ständig-Projekt Hellkofen, Petzkofen und Niederhinkofen des ALE Oberpfalz stellt besonders der sehr hohe Anteil von Reihen- und Sonderkulturen (Kartoffel, Zuckerrüben, Zwiebeln) eine Herausforderung dar, den Erosionsschutz auf der Fläche voranzubringen.
Bereits beim ersten Bodentag im Projekt sprach Landwirt Ludwig Lichtinger die Kartoffelmulchsaat an. Mulchsaat gilt in der Landwirtschaft allgemein als eine gute Art der Erosionsvermeidung. Doch ist das auch bei Kartoffeln möglich? „Wenn wir es probieren, dann schon richtig“ befand Lichtinger.

Seit 2017 finden mit Unterstützung des boden:ständig Teams auf seinen Flächen jetzt jährlich Mulchsaatversuche statt. Lichtinger selbst hat die Technik inzwischen fest in seinen Betrieb integriert. Ludwig Pernpeintner, Pflanzenbauberater am AELF Regensburg-Schwandorf, unterstützte ihn mit fachlichem Rat, Saatgutmischungen und der Veranstaltungsorganisation. Außerdem ist er für die Einbindung von Fachstellen und die ausführliche Dokumentation und Aufbereitung der Versuche zuständig.

Einen besonderen Auftrieb gewann das Projekt nochmals, als sich 2019 der Wasserberater des angrenzenden Landkreises Straubing-Bogen, Stephan Obermaier mit weiterer Fachexpertise einbrachte. So wurde der Kreis der interessierten Landwirt:Innen, die von den Anbauversuchen profitieren konnten, nochmals stark erweitert. Martina Prielmeier vom LPV Regensburg sorgte als Projektkoordinatorin nicht nur für den Anstoß; sie unterstützt bei der Veranstaltungsorganisation und sorgt für die Öffentlichkeitsarbeit, damit die Innovation auch publik wird und Nachahmer finden kann.

Lichtinger gibt sein Wissen gerne weiter. Er ist inzwischen Gewässerschutz-Demobetrieb geworden; auch unabhängig vom boden:ständig-Projekt legt das Team weiterhin jährlich Demoanlagen an; sie tüfteln an der Technik und an der Aussaat der Zwischenfrüchte, um bis zum Legen ausreichend Mulchmaterial zu erhalten.
Die Versuche werden umfassend dokumentiert, von den inzwischen mit eingestiegenen Landwirten diskutiert und ausgewertet und bei jährlichen Feldveranstaltungen interessierten Berufskollegen zugänglich gemacht. Zu den Veranstaltungen kommen regelmäßig 30 – 60 Interessierte aus dem weiteren Umkreis und beteiligen sich im regen Austausch. Darunter auch überregional Kartoffelspezialisten und Multiplikatoren wie das Landeskuratorium Pflanzenbau.
Nicht zu unterschätzen ist daher die Bedeutung der konsequenten Aufbereitung und Öffentlichkeitsarbeit.

Nach dem Pflügen im August des Vorjahrs werden bereits die fertigen Dämme angelegt und mit Zwischenfrüchten eingesät, die die Dämme über Winter bedecken und deren Wurzeln für einen gut durchwurzelbaren, stabilen und wasserverdaulichen Boden sorgen. Im Frühjahr werden die Kartoffeln in die fertigen Dämme mit Mulchauflage gelegt. Vorreiter der Technik ist Thomas Koller aus Greilsberg.
Wichtig ist der Initiative aus Regensburg und Straubing-Bogen, dass die Technik ohne teure Spezialmaschinen funktioniert. „Wir arbeiten mit leicht selbst modifizierten Geräten, die auf jedem Betrieb eh da sind“, betont Pernpeintner. Überhaupt braucht es Methoden, die auf den jeweiligen Standort zugeschnitten sind. Da klafft in der Beratungslandschaft hinsichtlich Erosionsschutz in Kartoffeln noch ein großes Loch.
Das sah auch der boden:ständig-Beirat so und befand, ein solch wichtiges Engagement habe die Wertschätzung und Öffentlichkeit durch den boden:ständig-Preis unbedingt verdient.

Die Mulchkartoffel-initiative freut sich über weitere Interessenten und Beteiligte, die sich mit ihren Erfahrungen einbringen. Martina Prielmeier meint: „Durch kollegiales und engagiertes Zusammenwirken wurde eine innovative Technik in der Region praxistauglich weiterentwickelt und vielen Lanwirt:Innen zugänglich gemacht. Die über die Jahre stets hohe Zahl an Teilnehmer:Innen spricht für sich. Die bisherigen Erkenntnisse sollten unbedingt weiterentwickelt und zu Demonstrationszwecken genutzt werden. Die ÄELF haben im Zuge der boden:ständig Initiative einen hervorragenden Partner und Multiplikator gewonnen.“

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Weitere Informationen:

24.11.2022