Die Akteure des boden:ständig-Projekts Lautertal

boden:ständig-Preisträger 2022

eine Gruppe Männer steht/hockt auf einer Steinschüttung mit Rohrauslass; im Hintergrund ist der umgestaltete Hohlweg mit Sohlschwellen zu sehen

Akteure des boden:ständig-Projekts Lautertal auf einer der Baumaßnahmen. v.li.: Uwe Schubert, Alexander Herdan, Martin Flohrschütz, Bürgermeister Karl Kolb, boden:ständig-Koordinator Daniel Spaderna, Planer Alexander Wolz und Bauamtsleiter Peter Welz
© Landliche Entwicklung in Bayern/M. Büttner

Das Zusammenspiel der Akteure im Lautertal läuft „wie man es sich für ein boden:ständig-Projekt wünscht“ sagt Daniel Spaderna, boden:ständig-Koordinator am ALE Oberfranken. Die Akteure selber haben zum Motto erhoben „Das Machbare tun, ohne etwas übers Knie zu brechen“. Dass das ganz und gar nicht heißen muss, dass es länger dauert, beweisen sie aber gleich auch. Schritt-für-Schritt bedeutet auch, dass man losgeht.

Nach einem Starkregenereignis mit Schäden im Ort waren schnell zwei große Schwachstellen in der Flur erkannt. Daniel Spaderna wurde dazugeholt, und durch die alsbaldige Beteiligung auch der Landwirte kamen schnell noch zahlreiche weitere Stellen ins Gespräch, die eine Rolle spielen – als Problem, aber auch für die Lösungen. „Nicht selten bekommen wir durch das Gespräch mit den Eigentümern und Landwirten nochmal neue Ideen mit auf den Weg, an die wir gar nicht gedacht haben“ sagt Peter Welz.

Ein Erfolgsfaktor ist sicherlich, dass mit Bauamtsleiter Peter Welz ein engagierter Treiber direkt vor Ort an der Sache dran ist. Bei ihm laufen alle Fäden zusammen; er vermittelt und führt Gespräche mit Eigentümern, Behörden, Planern und ausführenden Firmen. Er stellt Kontakte her, wenn es darum geht, Mitstreiter für landwirtschaftliche Maßnahmen zu finden und ist die Schnittstelle zu Bürgern, Rathaus und Gemeinderat, wo er für die entsprechende Beteiligung sorgt. Unterstützt wird er draußen durch Alexander Wolz (BBV Landsiedlung), der vom ALE mit der boden:ständigen Planung betraut ist. Bei den ackerbaulichen Maßnahmen sind Anton Weig und Toni Körber vom AELF mit dabei.
Für jedes Projekt braucht es die Mitwirkung der Betroffenen. Deshalb suchen wir für jede neue Idee Menschen die uns helfen, diese umzusetzen“.

Wenn nicht nur alle zusammen tun, sondern auch jeder in seinem Bereich tut, was er kann – dann können viele ineinandergreifende Maßnahmen gleichzeitig umgesetzt werden. Landwirte sind oft diejenigen, die am schnellsten reagieren können – deshalb muss alles andere aber nicht warten. Und mit gegenseitiger Unterstützung schafft jeder vielleicht noch etwas mehr. So hat der Gemeinderat z.B. beschlossen, an kritischen Stellen die Etablierung der Dauerkultur Durchwachsene Silphie mit 10% der Ansaatkosten zu fördern.

Die Bewirtschaftung der Ackerflächen ist in der Region schon auf einem recht hohen Niveau, was den Erosionsschutz betrifft; Mulchsaat ist quasi Standard. Trotzdem wird geschaut, was noch mehr geht. Strip Till oder Direktsaat im Mais? Einen Versuch ist es wert. Doch auch hier brechen die Lautertaler nichts übers Knie; die Grenzen des Möglichen realistisch zu betrachten ist ihnen wichtig. Umgekehrt lassen sich Erosionsschutzstreifen eben auch statt erst ans Gewässer schon am Hang anlegen – und über Kulap fördern. Es muss nur jemand machen, wie Hubertus Herdan.
Und damit von den Erfahrungen möglichst viele etwas haben, haben sie während der Pandemie die Feldtage zu den Mulchsaatversuchen durch eine Videodokumentation ersetzt. Ein Silphie-Versuch startet zur Saison 2023.

Nicht alles wird auf dem Acker zu retten sein, wenn die Starkregen derart zunehmen.
An den beiden abflusskritschen Stellen wurden diesen Sommer die ersten komplexeren Baumaßnahmen umgesetzt. Was frisch nach dem Erdbau noch nach abstrakter land art aussah, aber eingewachsen kaum noch zu erkennen ist, sind Kaskaden, die den Abfluss in den Hohlwegen verlangsamen, aufweiten und mitgetragenes Material sich absetzen lassen. Weitere Baumaßnahmen sind in Planung, die nächsten für 2023: Rückhaltestrukturen, Grabenumgestaltungen, und womöglich langfristig eine Umgestaltung des Lauterbachs…
Mit eigenen Vorhaben in anderen Bereichen lassen sich Synergien finden; so ist z.B. geplant, im Zuge des Radwegausbaus diesen höher zu legen um Einstaubereiche zu schaffen. Schwieriger sind da übergeordnete Planungen, die man nicht selber in der Hand hat, wie etwa ein geplanter Autobahnrastplatz. Dessen mangelnde Abschätzbarkeit legt manche Entscheidung auf Eis.

„Wir sind darauf bedacht, einen Schritt nach dem anderen zu machen. Wir wollen noch viele weitere Maßnahmen ergreifen, ohne uns in einer Vielzahl an Projekten zu verzetteln“.
Dieser Realismus wirkt: Von Absichtserklärungen lässt sich Wasser schließlich nicht beeindrucken. Menschen aber von Erfolg und Begeisterung, denn die ist ansteckend.

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25.11.2022

Regierungsbezirk: Oberfranken