Vierter boden:stammtisch in Oberscheinfeld/Castell: Austausch über ein schwieriges Frühjahr

Projekt: Oberscheinfeld

Maßnahme M17 - dezentraler Wasserrückhalt am Binsengraben

Wachstumsunterschiede bei Mais abhängig von der Bodenbearbeitung
© Johannes Herold (GeoTeam)

Am 29. Juni fand ein vierter boden:stammtisch im Rahmen der boden:ständig – Projekte Oberscheinfeld und Castell statt. Zunächst wurde über den aktuellen Stand der baulich-ingenieurökologischen Maßnahmen informiert. Während in Oberscheinfeld die erste Maßnahme bereits umgesetzt wurde (vgl. https://www.boden-staendig.eu/nachrichten/erste-massnahme-im-bodenstaendig-projekt-oberscheinfeld-umgesetzt), fand in Castell im Juni ein erster Abstimmungstermin mit UNB und WWA statt. Die Erkenntnisse aus dem Termin mit den Trägern öffentlicher Belange werden bei der Entwurfsplanung berücksichtigt, um auch im boden:ständig – Projekt Castell zügig in Richtung Umsetzung voranzukommen.

Danach lag der Fokus auf dem Austausch über ein schwieriges Frühjahr in der Landwirtschaft. Auf den zumeist sehr schweren Böden stellten die hohen Niederschlagsmengen im März ein Problem für die Aussaat der Sommerungen Mais, Sonnenblume und Zuckerrübe dar. Die Befahrbarkeit der Böden war lange Zeit nicht gegeben. Eine tiefe Lockerung konnte nur an wenigen Tagen im Winter erfolgen. Aussaat und organische Düngung erfolgten letztlich unter grenzwertigen Bedingungen. Auch die dichten Bestände der Winterungen waren nach der luxuriösen Wasserversorgung in März und April nicht für die Trockenheit in Mai und Juni gerüstet.

Ein Betrieb stellte an einer erosionsgefährdeten Lage den Mais-Anbau mit Einarbeitung der Zwischenfrucht via Winterfurche einer lediglich flachen Bearbeitung mit dem Grubber vor der Saat gegenüber. Da aufgrund der Trockenheit im Sommer 2022 vor der Zwischenfrucht keine tiefe Lockerung durchgeführt werden konnte, hatte die Zwischenfrucht das Bodengefüge nicht ausreichend in der Tiefe erschlossen. Es konnte keine biologisch stabilisierte Bodengare entstehen und über den Winter gebracht werden. Daher reichte die flache Bodenbearbeitung mit Grubber vor der Saat im Frühjahr 2023 nicht aus, um einen der Pflugsaat ebenbürtigen Mais-Bestand zu gewährleisten. Das Wurzelwerk der Mais-Pflanzen konnte sich nur in den ersten 10 cm gut entwickeln, aber nicht schnell genug in die Tiefe wachsen. Dies wäre in Anbetracht der Trockenheit in Mai und Juni aber essentiell für einen vitalen Bestand gewesen. Interessant war außerdem der große Unterschied des Mais-Bestands abhängig von zwei verschiedenen Pflugterminen im Winter. Die obersten Mais-Reihen wurden bereits ca. zehn Tage früher gepflügt und zeigen einen deutlichen Wachstumsvorsprung (vgl. Bild).

Im Verlauf des boden:stammtischs wurde von weiteren positiven und negativen Erfahrungen mit Mulchsaatverfahren berichtet. Durch das langsamere Abtrocknen des Bodens bei viel Mulchauflage musste der Saattermin beispielsweise weit nach hinten geschoben werden und nach der Saat folgten schließlich keine Niederschläge mehr. In diesem Zusammenhang wurde auch auf die Schwierigkeiten eines erfolgreichen Zweitfruchtanbau von Mais eingegangen.

Es wurde deutlich, dass auf schweren Standorten eine tiefe Lockerung vor dem Zwischenfruchtanbau in der Regel für einen erfolgreichen Anbau der folgenden Sommerung mit Minimalbodenbearbeitung notwendig ist. Falls eine tiefe Bodenbearbeitung zur Zwischenfruchtsaat nicht möglich war, kann eine gezielte Lockerung der Mais-Saatreihen (Strip Till) bereits im Herbst eine Alternative auf schweren Böden sein. Weiterhin ist die Fruchtfolgegestaltung von großer Bedeutung, um die Intensität der Bodenbearbeitung ohne Ertragseinbußen zu reduzieren. Letztlich muss der Zustand der Bodenstruktur unbedingt regelmäßig mittels Spatenprobe überprüft werden, um zu entscheiden, ob im Herbst/Winter noch eine Lockerung erfolgen muss, oder darauf verzichtet werden kann. Die Landwirte vor Ort betonten den hohen Stellenwert der tiefen Bodenlockerung an ihrem Standort, bekräftigten aber auch weiterhin Versuche mit reduzierter Bodenbearbeitung und Mulchsaatverfahren anstellen zu wollen.

29.06.2023

Regierungsbezirk: Mittelfranken