Innovative, biologisch wirkende Maßnahmen lassen die Reduzierung des Nitrateintrags in den Haubach erwarten

Projekt: Haubach

Auffangbecken mit Sickerzone

Schnitt durch die Sickerzone
© Michael Cormann

Innovative, biologisch wirkende Maßnahmen lassen die Reduzierung des Nitrateintrags in den Haubach erwarten
Im Frühjahr konnten im unterfränkischen Grabfeld die ersten beiden innovativen Maßnahmen zur Reduzierung des Nitrateintrags in den Haubach umgesetzt werden. Jeweils eins der Bauwerke wurde durch die Gemeinden Aubstadt und Herbstadt umgesetzt. Es handelt sich um bepflanzte Rückhaltebecken, kombiniert mit biologisch aktiven Sickerzonen, in die abfließendes Wasser aus Drainagesammlern eingeleitet wird. Ermöglicht wurde dies durch das boden:ständig – Projekt Haubachtal und das Förderprogramm FlurNatur des Amts für ländliche Entwicklung (ALE) Unterfranken.
Auslöser für das Projekt sind die hohen Nitratwerte sowohl im Tiefbrunnen Haubachtal des Wasserzweckverbands Bad Königshofen Gruppe Mitte, als auch im direkt angrenzenden Haubach selbst. Es ist davon auszugehen, dass der Tiefbrunnen zeitweise auch durch Oberflächenwasser aus dem Haubach gespeist wird.
Die Gemeinden Aubstadt und Herbstadt, die Stadt Bad Königshofen sowie die Landwirtschaft haben dabei erkannt, dass sich Herausforderungen in der Landschaft am besten gemeinsam lösen lassen. Die umgesetzten Maßnahmen sind das Ergebnis einer fruchtbaren Kooperation der Kommunen untereinander sowie mit Landwirten, Wasserwirtschaft, Naturschutz, Genehmigungsbehörden und ALE.
Bereits seit 2017 wird daher im boden:ständig – Projekt Haubachtal daran gearbeitet, den Stoffhaushalt von Stickstoff und Phosphor im Einzugsgebiet des Haubachs zu sanieren. Seit 2019 ist eine Arbeitsgemeinschaft aus der Agrokraft GmbH (Bad Neustadt) und der GeoTeam – Gesellschaft für umweltgerechte Land- und Wasserwirtschaft mbH (Bayreuth) mit der Priorisierung, Konkretisierung, Planung bis zur Genehmigung von entsprechenden Maßnahmen beauftragt. Dies geschieht auf Basis eines Konzepts zur Sanierung des Stoffhaushalts in der Landschaft, das die Agrokraft GmbH 2018 vorlegte.
Nitrat ist als Stickstoffverbindung einer der wichtigsten Pflanzennährstoffe, führt aber in größeren Mengen im Ökosystem sowie im Grundwasser zu unerwünschten Nebenwirkungen. So besteht für Trinkwasser ein Grenzwert von 50 mg Nitrat pro Liter. Über freiwillige Kooperationen mit Landwirten wird bereits seit Jahren auch für die Brunnen des Wasserzweckverbands Bad Königshofen Gruppe Mitte der Eintrag von Nitrat in das Grundwasser reduziert.
Das Ziel am Haubach ist es, auch die Belastung der Fließgewässer und damit indirekt des Grundwassers durch Nitrat, aber auch durch Phosphat und abgeschwemmtes Bodenmaterial zu reduzieren. Durch die aktuelle Belastung entspricht der Haubach auch nicht dem europäischen Ziel entsprechend der Wasserrahmenrichtlinie, kleine Gewässer in einen guten ökologischen Zustand zu versetzen. Darüber hinaus sollen ökologisch wertvolle Strukturen geschaffen werden.
Insbesondere im Spätwinter und Frühjahr gelangen über Drainagen und Entwässerungsgräben große Mengen Nitrat aus den angrenzenden Ackerflächen in den Haubach und seine Nebenbäche. Durch die konzentrierte Einleitung in die Oberflächengewässer besteht die Möglichkeit, an diesen Stellen größere Mengen an Nitrat abzufangen.
Die gewählte Lösung orientiert sich an Vorbildern aus Skandinavien (Dänemark, Schweden), Großbritannien und den Vereinigten Staaten. Dabei handelt es sich um eine Kombination aus Rückhaltebecken und anschließenden Bodenfiltern, durch die das Drainagewasser sickert (siehe Abb.1: Schnitt Sickerzone und Abb.2, 3 und 4: Becken und Sickerzonen) Voraussetzung ist die Abwesenheit von Sauerstoff am Grund der Becken bzw. in den Bodenfiltern und die Verfügbarkeit von organischem Material. Im Zuge dessen wird das im Wasser gelöste Nitrat von Bakterien anstelle von Sauerstoff „geatmet“ und zu Luftstickstoff abgebaut – die so genannte Denitrifikation. Eine Reduktion des Nitratgehalts auf weniger als die Hälfte des Ursprungskonzentration erscheint dabei möglich. Dieses Konzept konnte nun am Haubach als erste Maßnahme dieser Art in Bayern angewendet werden.
Auf die Ausschreibung der Bauleistungen durch die Gemeinden im Sommer 2022 folgte die Umsetzung im Frühjahr 2023. Alle Beteiligten sind gespannt auf die Wirkung der Maßnahmen im nächsten Winter und Frühjahr. Es ist vorgesehen, den Erfolg durch stichprobenartige Messungen zu kontrollieren.
Damit ist das boden:ständig – Projekt am Haubach allerdings nicht beendet, im Gegenteil: Aktuell läuft das Genehmigungsverfahren für die Renaturierung des zweiten Abschnitts des Krautgrabens zwischen Aubstadt und Ottelmannshausen. Dafür soll die erfolgreiche Kooperation der Gemeinden Aubstadt und Herbstadt im Spätsommer 2024 in eine weitere Runde gehen. Die Stadt Bad Königshofen beabsichtigt nach dem Vorbild der hier vorgestellten Maßnahmen die Realisierung eines weiteren Vorhabens zur Verringerung von Nitratgehalte im Haubach, wozu die Vorbereitungen bereits laufen.

Kontakt:

Projektkoordination:
Amt für Ländliche Entwicklung Unterfranken
jonas.treml@ale-ufr.bayern.de

Fachliche Ausarbeitung:
GeoTeam
Gesellschaft für umweltgerechte
Land- und Wasserwirtschaft mbH
Wilhelmsplatz 7
95444 Bayreuth
Tel: +49 921 990926-51
Fax: +49 921 990926-79
email: reinhard.wesinger@geoteam-umwelt.de
web: www.geoteam-umwelt.de

10.08.2023

Regierungsbezirk: Unterfranken