Auenrevitalisierung Schwimmbach

Naturnahe Retentions- und Sedimentationsräume mit besser Lebensraumfunktion und der Möglichkeit der eigendynamischen Gewässerentwicklung

Projekt: Schwimmbach

Auenrevitalsierung Schwimmbach

Auenrevitalisierung Schwimmbach kurz nach der Neuansaat der Retensionsfläche
© Verwaltung für ländliche Entwicklung

Der Schwimmbach ist ein Gewässer 3. Ordnung im Tertiärenhügelland, welcher ein Einzugsgebiet von rund 4600 ha besitzt.
Er fließt in den Vilstalstausee. Durch das Gelände und die Bewirtschaftung im Einzugsgebiet können unvorhergesehen Abflussspitzen vorkommenn, die kurzfristig Hochwasser als Folge haben.
Hierbei sind häufig große Ackerflächen betroffen. Dadurch und wegen der starken landwirtschaftlichen Nutzung gelangen große Mengen an Sedimenten und Nährstoffen in den Schwimmbach.
Durch die Auenrevitalisierung am Schwimmbach auf einer Strecke ca. 1,4 Kilometern sind neue, naturnah gestaltete Retentions- und Sedimentationsräume entstanden.
Zudem wurde eine eigendynamische Gewässerentwicklung angestoßen und die Lebensraumfunktion der Schwimmbachaue verbessert.

Positive Effekte der Maßnahme:
  • keine Einengung von Abflussquerschnitten im Bachbett
  • Laufverlängerung im Renaturierungsteil
  • Erhöhung des Retensionsvermögens der Aue bei Abflussspitzen um etwa 12600 m³
  • Verbesserung der Gewässerqualität durch höhere Ausfilterung und Festlegung von Sedimenten bei Hochwasserereignissen sowie Vorfilterung von Drainageeinläufen
  • Verbesserung der Selbstreinigungsfähigkeit des Gewässers durch Strukturanreicherung
  • Aufwertung der Strukturdiversität und bessere biologische Durchgängigkeit
  • Erhöhung der Verssickerungs- und Grundwasserneubildungsrate in Retetionsräumen
  • Verringerung des Überschwemmungsriskios für Acker- und Grünland im Unterlauf, keine Beeinträgchtigungen im Oberlauf
  • Aufwertung der Biotop- und Lebensraumfunktion


Anlass / Problemstellung:

Der Schwimmbach war im Verfahrensgebiet begradigt, dadurch hat er sich nach und nach in die Gewässersohle eingetierft.
Hauptsächlich durch den Biber hatten sich einige Uferabbrüche gebildet, jedoch war das Bachbett überwiegend trapezförmig und strukturarm.
Die Durchgängikeit des Bachbettes behinderten wenige Abstürze von bis zu einem halben Meter.
Am Bachufer war stellenweise ein Gehölzsaum mit Weiden und Erlen vorzufinden, ansonsten grenzte ein schmaler Hochstaudensaum an.
Bis auf eine Teilfläche werden im südlichen Teil (Planskizze W2) alle als intensives Grünland bewirtschaftet im nördlichen Teil (Planskizze W1) fand man ausschließlich eine Ackernutzung vor.
Zusätzlich befanden sich im Planungsgebiet mehrere dirkete Einläufe von Drainagesammlern oder Straßenentwässerungen, welche Stofffrachten in den Schwimmbach transportierten.

Vorbereitung / Planung:

Im boden:ständig-Projekt Schwimmbach wurde ein Entwicklungskonzept für das Einzugsgebiet des Schwimmbachs erstellt.
Das Flurneuordnungsverfahren "Ulrichschwimmbach" wurde eigens für die Umsetzung von Maßnahmen im Gemeindebereich von Marklkofen eingeleitet.
Es fanden aber auch Wegebau und Flächenneuordnungen statt.
Im Zuge dieses Verfahrens wurde oberhalb des Planungsgebietes eine Auenmulde bereits geschaffen.
Zur Vorbereitung für diese Maßnahme wurden umfangreiche Flächenerwerbe in Höhe von ca. 6,5 ha durch die TG bzw. Gemeinde Marklkofen durchgeführt, somit befinden sich die Flächen im Eigentum der Gemeinde.
Zeitgleich zu den Vorbereitungen und Planungen für die Auenrevitalisierung wurde vom WWA Landshut ein hydromorphologisches Umsetzungskonzept erstellt und in die Planung beachtet.

Maßnahmenkonzept

Neuschaffung von Retentions- und Sedimentationsräumen durch Absenkungen des Auenniveaus – Nordteil (Plan W1):
  • Ausformung einer breiten gewässerparallelen Auenmulde
  • Absenkung auf ca. 20 cm über der Mittelwasserlinie
  • abschnittsweise Abtrag Rähne für Hochwasserüberlauf Bach und Ablauf Auenmulde in Bereichen ohne Gehölzsaum
  • vollständiger Erhalt des bestehenden Gehölzsaumes
  • Ausbildung eines leichten Quergefälles zum Schwimmbach
  • Ausformung kleiner Seigen bis maximal 20 qm
  • Ausbildung langgezogener Geländemulden in Fließrichtung mit Abzugsmöglichkeit unterstrom in den Bachlauf
  • Auftrag Bodenmaterial auf angrenzende Ackerlage
  • Verschiebung der bestehenden Böschung und des Flurweges in Richtung des Baches
  • Ansaat mit autochthonem Saatgut; anschließend extensive Grünlandnutzung ohne Düngung

Neuschaffung von Retentions- und Sedimentationsräumen durch Absenkungen des Auenniveaus – Südteil (Plan W2):
  • Absenkung Auenflächen in wechselnden Randzonen des Baches bis ca. 20cm über der Mittelwasserlinie für kontrollierte Ausuferung
  • Ausbildung eines leichten Quergefälles zum Schwimmbach
  • Ausformung kleiner Seigen bis maximal 20 qm
  • Ausbildung langgezogener Geländemulden in Fließrichtung mit Abzugsmöglichkeit unterstrom in den Bachlauf
  • Auftrag Bodenmaterial auf angrenzende Felder
  • Ansaat mit autochthonem Saatgut; anschließend extensive Grünlandnutzung ohne Düngung

Neuschaffung Begrünter Abflussmulden – Südteil (Plan W2) und nördlich der Kollbacher Straße (Plan W1):
  • Ausformung begrünter Abflussmulde für breitflächigen, gebremsten Ablauf und Ausfilterung von Sedimenten/Nährstoffen aus Graben- und Drainagezuflüssen
  • Rücklauf zum Schwimmbach bachabwärts
  • Ansaat mit autochthonem Saatgut; anschließend extensive Grünlandnutzung ohne Düngung

Umfassende Bachrenaturierung – Südteil (Plan W2):
  • Verlegung des Bachbetts südlich der Eisenbahnbrücke
  • Ausbildung eines Längsprofils in Orientierung an bestehender Topographie (Nachzeichnung des noch erkennbaren früheren Bachlaufes)
  • Ausbildung unterschiedlich stark geneigter Uferböschungen
  • Abhängen des alten, gestreckten Bachlaufs und Sicherung als Altwasser; jedoch unterstrom Anbindung an das neue Gerinne
  • Absenkung eines kleineren Auenbereichs als Überlauf zwischen Altwasser (mit Zuläufen aus Straßenentwässerung) und neuem Bachbett

Maßnahmen zur Strukturanreicherung des Bachbettes und zur Initiierung eigendynamischer Entwicklung (Pläne W1 und W2):
  • Rückbau der abchnittsweisen Ufersicherung mit Flussbausteinen
  • Einbau von Buhnen zur Initiierung eigendynamischer Bachbettentwicklung in Orientierung an der Lage der Auenabsenkungen; Verwendung der ausgebauten Flussbausteine und großkörnigem Kies; ergänzend Einbau von Rundhölzern
  • Umbildung kleinerer Abstürze in oberstrom positionierter Sohlgleiten mit einem Mindestgefälle von 1:30
  • Ergänzungspflanzungen für die Ausbildung eines Gehölzsaumes; Verwendung von Sämlingen aus der näheren Umgebung und von autochthoner Pflanzware

Ergänzende Maßnahmen (Pläne W1 und W2):
  • Extensivierung nicht überschwemmter Wiesenbereiche, ggfs. Artenanreicherung in Teilbereichen durch Ausbringen von Heudrusch oder Mähgut von geeigneten Spenderflächen aus der Region
  • Pflanzung von Hecken entlang des neuen Flurweges (Nordteil)
  • Lauterbach: Ausbildung einer Retentions- und Sedimentationsmulde beim Zusammenfluss eines kleinenSeitenbaches und eines Straßengrabens (Fl.Nr. 2698; Plan W4);Ansaat mit autochthonem Saatgut; Zulassung der eigendynamischen Entwicklung des Lauterbachs; Grünlandextensivierung


Umsetzung / Organisation:

Umsetzung im Flurneuordnungsverfahrens Ulrichschwimmbach durch die Teilnehmergemeinschaft und das Amt für Ländliche Entwicklung in Niederbayern.

Die Baumaßnahmen fanden im Zeitraum von Ende Februar 2019 bis Ende Mai 2019 statt.

Die Maßnahme ist mit der Baumpflanzung im Herbst 2019 vollständig beendet.

Kosten / Finanzierung:

Die Kosten der Maßnahme werden sich bis zur Fertigstellung der Baumpflanung auf etwa 120000 € bis 130000 € belaufen und wurden mit einem Fördersatz von 87 % durch das ALE Niederbayern gefördert.

Kontakt:

Maximilian Frank
Abteilung Land- und Dorfentwicklung boden:ständig

Amt für Ländliche Entwicklung Niederbayern
Dr.-Schlögl-Platz 1 · 94405 Landau a.d.Isar
Telefon 09951 940-369
maximilian.frank@ale-nb.bayern.de

oder

planwerkstatt karlstetter
Dip.Ing. Martin Karlstetter
Ringstraße 7
84163 Marklkofen
karlstetter-marklkofen@t-online.de

06.08.2019

Regierungsbezirk: Niederbayern