Endlich ein Bagger

Am Helchenbach entsteht ein Hektar Bruchwald

Projekt: Schickamühle

nachher

Aussteckung des Baugrundes, der bisherige Bachlauf ist rechts unterhalb der Kurzumtriebsplantage erkennbar
© Felix Schmitt

"Endlich ein Bagger", war der freudige Ausruf von Klaus Amann, Geschäftsführer des Kelheimer Landschaftspflegeverbands VöF, als bekannt wurde, dass der Markt Langquaid mit der Renaturierung eines Abschnittes des Helchenbachs begonnen hat. Die Maßnahme verbessert den ökolohgischen Zustand des Helchenbaches auf 250 m Länge und trägt zur Verbesserung des Hochwasserschutzes von Adlhausen bei - wird aber alleine bei Weitem nicht genügen, um Adlhausen bei einem weiteren schweren Starkregen zu retten.

Anlass / Problemstellung:

Bisher konnte der Helchenbach in einem tiefen Graben wie auf einer Autobahn auf Adhausen zurasen. Durch Einbau von Mäandern wird der Lauf gebremst, im Gewässer entstehen unterschiedliche Strömungsverhältnisse. Im Vorland werden Gehölze dem breitflächig ablaufenden Hochwasser Geschwindigkeit nehmen. Eine natürliche Gewässerdynamik ist möglich. Technisches Herausforderung war die starke Eintiefung des Baches in diesem Bereich, nach älteren (DGM) und aktuellen Vermessungsdaten alleine in den letzten Jahren stellenweise um einen halben Meter. Ein einfaches Anheben der Grabensohle schied aufgrund nachbarschaftlicher Betroffenheiten aus. Der Bach musste daher auf der Renaturierungsstrecke in ein neues, flacheres Bett verlegt werden. So kann der Bach auch in gewissem Umfang "ausbrechen" und natürliche Dynamik entwickeln. Um den Hochwasserablauf sicher zu stellen, musste am Beginn der Renaturierungsstrecke flächig Boden abgetragen werden, dass das Wasser breitflächig übertreten kann. Das grabenartige alte Bachbett wurde erhalten, um die Entwässerung des oberhalb liegenden Fischteichs und eines hier mündenden Seitentals zu gewährleisten. Zugleich dient es im Hochwasserfall dem schnellen Vorlauf eines Teils des Abflusses und reduziert damit insgesamt die Abflussspitze. Narbenverletzungen sind geringer, als es auf den Bildern den Anschein hat. Sie werden mit autochthonem Druschgut begrünt. Langfristig sollen bruchwaldartige Gehölze den Wasserablauf bremsen. Sie werden durch ca. 800 Weidensetzstangen und einige Erlen begründet.

Umsetzung / Organisation:

Derzeit sind im Landkreis Kelheim
  • gut 50 konkrete Maßnahmen durch boden:ständig angestoßen, wobei im Pflanzenbau nur die wichtigsten, flächig wirksamen Maßnahmen gezählt wurden.
  • Davon sind etwa 20 verwirklicht.
  • 25 hängen in Abstimmungsschleifen mit Eigentümern, Bewirtschaftern, Kommunen, Planern, Genehmigungs- und Förderstellen,
  • 5 haben sich dabei schon erhängt.
Obwohl die Maßnahme am Helchenbach sieben Jahre Vorgeschichte hat, hat sie doch ein halbes Dutzend anderer Maßnahmen überholt, die als boden:ständig - Maßnahmen im Landkreis Kelheim noch länger konkret in Planung sind.

Dabei fiel die Entscheidung für die jetzt verwirklichte Variante vor rund zwei Jahren. Die Hauptverzögerung ergab sich im Genehmigungsverfahren. Es dauerte aufgrund von Rückfragen ein Jahr. Dass es dann nach "nur" 2 Jahren Planung dieser Variante zum Bau kam, ist der Entschlossenheit der Gemeinde geschuldet und der konsequenten Minimierung des Beteiligtenkreises in Planung und Ausführung:
  • Die Grundstücke gehörten dem Markt beereits, er hatte sie im Vorgriff auf ein zunächst an dieser Stelle geplantes, aufwändigeres Rückhaltebecken erworben.
  • Die Planung wurde mit Ausnahme der landschaftspflegerischen Begleitplanung nicht vergeben, sondern erfolgte bis zur Genehmigungsplanung als boden:ständig-Leistung.
  • Förderung wurde - obwohl angeboten - nicht beantragt.
  • Die Bauleitung erfolgte durch eigenes Personal der Verwaltungsgemeinschaft.
Ein Beigeschmack bleibt: Der Zeitaufwand für die - fachlich von allen beteiligten Stellen befürwortete - Planung dürfte größer gewesen sein als der Zeitaufwand für den Bau inklusive Landschaftsbau - den Aufwand der Genehmigungsbehörden noch nicht einmal gerechnet.

22.09.2023

Regierungsbezirk: Niederbayern