Die Stufen von San Vitale

Was alte Kirchen und Bauernhäuser gemein haben können

Projekt: Aiglsbach

Gasthaus Bachmeier heute

Einst schritt man zum Portal hinauf, heute geht es hinab
© Von Sailko - Eigenes Werk, CC BY 3.0, https://commons.wikimedia.org/w/index.php?curid=135517369

Wenn am Karfreitag die Kirchenglocken stumm sind, dann sind sie, ist mancherorts die Erzählung, nach Rom geflogen. Manch einer und manch eine werden es den Glocken gleich getan haben. Andere haben vielleicht – der Österreichischen Bundesbahn sei Dank – Plätze im ökologisch korrekteren Nachtzug ergattert. In Rom mögen sie auch die Zeit gefunden haben, die Stufen zur uralten Kirche von San Vitale hinab zu steigen und auf ihrem beschaulichen Vorplatz oder im ruhigen Innenraum zu verweilen.
Da dürften sich einige, die einen alten Bauernhof haben, ein wenig an zu Hause erinnert haben. Denn karikaturartig überzeichnet steht San Vitale für das Schicksal vieler alter Gebäude. Sie wurden über die Generationen liebevoll unterhalten, sind aber dabei nicht gewachsen. Das unterscheidet sie oft von den umgebenden Straßen, die dazu neigen, im Lauf der Zeit an Höhe zu gewinnen. „Draufteeren“ wird eine häufige Ursache umgangssprachlich umschrieben. Und an die Stelle von Stufen, die zum Eingang hinauf führen, tritt zunächst ein ebener Zugang – bis man irgendwann zur Tür hinunter muss. Das ist ja eigentlich, kann man argumentieren, nicht schlimm. Im Gegenteil erleichtert zunächst ein ebenerdiger Zugang Rollstuhlfahrern wie Kinderwagenpiloten erheblich das Leben.
Aber: Im Straßenraum läuft, neben Menschen, auch Wasser - in vormodernen Zeiten bei jedem stärkeren Regen. Heute fassen Kanäle unter den Straßen die häufigen Niederschlagsmengen, so dass sich Wasser nur mehr alle 1, 2 oder 5 Jahre auf der Straße seinen Weg suchen muss. In diesen mehr oder weniger seltenen Fällen erfolgt die reguläre Entwässerung über den Straßenraum. Und dann kann es fatal sein, wenn die Straße in die Höhe gewachsen ist, die umliegenden Hofstellen aber nicht. Denn dann wird das Wasser, dem Gefälle folgend, nicht auf der Straße bleiben, sondern seinen Weg in die Gehöfte nehmen.
Abhilfe lässt sich hier nur schwer schaffen. Aufgrund der hohen Kosten wird man warten, bis eine Fahrbahnerneuerung ansteht. Wenn es dazu kommt, ist zu hoffen, dass die Verantwortlichen das Problem präsent haben – und dann ist noch zu hoffen, dass die diversen Versorgungsleitungen unter der Straße tief genug verlegt sind, dass sie eine Absenkung des Straßenniveaus erlauben.

28.03.2024

Regierungsbezirk: Niederbayern