Interesse aus Baden-Württemberg

Die Ausgangslage mag anders sein - die Themen sind die gleichen.

Die Teilnehmenden der Beiratssitzung stehen auf einer Bergwiese im Schwarzwald und schauen in die Kamera. Sie haben gerade eine zur Tränke gefasste Kluftquelle inaugenschein genommen.

Die Teilnehmenden der angewandten Beiratssitzung vor einer Quelltränke, der seit einigen Jahren im Sommer schonmal das Wasser ausgeht.
© Roland Schöttle

Ohne eine Landes-Initiative wie boden:ständig wurde im Naturpark Südschwarzwald das Projekt „Landschaft als Wasserspeicher“ ins Leben gerufen. Schon früh trat das Projekt an den mittelfränkischen boden:ständig-Kollegen Jakob Meier heran; eine lose Projektpartnerschaft wurde verabredet. Der Gedanke hinter der Partnerschaft ist, voneinander zu lernen: Die Baden-Württemberger interessieren sich vor allem für Praxiserfahrungen aus den boden:ständig-Projekten.

Das Projekt „Landschaft als Wasserspeicher“ wurde als Modellprojekt/Machbarkeitsstudie gestartet: Unter der Federführung des Büros UNIQUE aus Freiburg (Planung) und dem Leiter des Naturparks, Roland Schöttle beteiligen sich sechs landwirtschaftliche Betriebe aktiv an der Entwicklung von Maßnahmenvorschlägen.

Schon früh trat das Projekt an den mittelfränkischen boden:ständig-Kollegen Jakob Meier heran; eine lose Projektpartnerschaft wurde verabredet.
Der Gedanke hinter der Partnerschaft ist, voneinander zu lernen: Die Baden-Württemberger interessieren sich vor allem für Praxiserfahrungen aus den boden:ständig-Projekten: Wie gelingt eine Umsetzung, bei der alle mitmachen mögen? Welche Maßnahmen sind wo technisch machbar und erfolgversprechend? Wie lässt sich der Effekt quantifizieren? Wie wird das in Bayern mit den Kosten geregelt? Gerade in puncto dezentraler baulicher Maßnahmen ist der Erfahrungsschatz im Südschwarzwald noch geringer. Das Projekt ist derzeit im Stadium der ersten Entwurfsplanung.
In ihrem Maßnahmenportfolio findet sich aber evtl. auch das ein- oder andere, das eine Idee auch für Bayern sein könnte – interessant ist z.B. auch ein Aspekt ihres Herangehens: Die Maßnahmenvorschläge werden zusammen mit den betroffenen Landwirten auf Betriebsebene entwickelt und reichen von Hofwasseraufbereitungen über Bewirtschaftungsmaßnahmen bis zu Rückhaltestrukturen in der Flur. Die Vorschläge werden in der Machbarkeitsstudie zwar hinsichtlich ihrer Übertragbarkeit und Relevanz bewertet, bleiben so aber individuell.

Nachdem erste Besprechungen corona-bedingt nur virtuell möglich waren, reiste am 23.07. zunächst eine kleine bayerische Delegation der Verwaltung nach Baden-Württemberg zu einer äußerst angewandten Beiratssitzung: Gemeinsam wurden vor Ort in einem Teilprojekt - in dem Fall den von Anja Baur bewirtschafteten Bergweiden - Problemstellung und Maßnahmenvorschläge diskutiert. Zu unterscheiden war hier z.B. das Flächen- vom gefassten Tränkewasser in einer im wahrsten Sinne des Wortes vielschichtigen Kluftquellen-Situation (welches wird in Trockenjahren zuerst knapp? Wie kann in steilem Gelände ein Eingriff in den Abfluss geschehen, der mehr als ein paar Tage puffert? Welche Nebenwirkungen hätte ein Eingriff auf die tieferliegenden Mähwiesen und Quellschüttungen?), naturschutzfachliche und Landwirtschaftsrechtliche Ansprüche (können Weidegehölze zukünftig als Agroforstelemente, anders als CC-Landschaftselemente, in der Brutto-Fläche verbleiben?) sowie Bewirtschaftungsmaßnahmen auf Bergwiesen und natürlich individuelle Interessenschwerpunkte. Unique stellte die mit Fr. Baur entwickelten Maßnahmenvorschläge vor: Schnitthöhenanpassung, Weidegehölze, Rückhaltemulden, Zisternen... Auch nicht anders als in Bayern – praktische Gestaltungsvorschläge kamen von den Landwirten; Wissen zur Lokalgeologie steuerte der regionale Wasserversorger bei; sehr interessiert war der Bürgermeister der betroffenen Gemeinde Bernau, und eine Vertreterin der Verwaltung erinnerte an agrarrechtliche Auflagen und schaffte es, die vielen vertretenen Perspektiven zu strukturieren.

Im Herbst soll nach Möglichkeit ein Gegenbesuch der Baden-Württemberger in Mittelfranken stattfinden. Wenn es den Schwarzwäldern gelingt, ihr Projekt über die Modellphase hinaus zu verstetigen, ist evtl. auch eine weiterführende Partnerschaft zwischen den Akteuren denkbar.


Bericht der Beiratssitzung
PM des Naturparks zur Beiratssitzung

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Titelbild: Die Teilnehmenden der Beiratssitzung mit Ortsbegehung v.l.n.r.: Alexander Schönemann, Bürgermeister Bernau; Michael Dold, Geschäftsführer Aquavilla; Anja Baur, Mutterkuhhalterin; Sonja Amann, Landratsamt Lörrach, Landwirtschaft & Naturschutz; Karolin Gums, Biosphärengebiet Schwarzwald; Alexander Drechsle, Obsthof Drechsle; Jakob Meier u. Sandra Corbeck, boden:ständig; Suzanne van Dijk und Axel Weinreich, UNIQUE forestry and land use.
© Roland Schöttle

10.08.2021