Maßnahmenumsetzung im boden:ständig-Projektgebiet „Bad Berneck – Bindlach – Goldkronach“ geht in die heiße Phase

Präsentation der Ergebnisse im Teilgebiet Goldkronach findet breiten Anklang

Projekt: Bad Berneck - Bindlach - Goldkronach

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Dr. Michael Link vom Büro für multifunktionale Umweltplanung und Beratung stellt die Ergebnisse aus dem Teilgebiet Goldkronach vor
© Harald Judas

Nach Abschluss der Bestandsaufnahme und -bewertung sowie der Maßnahmenplanung des ca. 2.600 ha umfassenden Projektgebiets „Bad Berneck – Bindlach – Goldkronach“, geht nun die Maßnahmenumsetzung in dem drei Kommunen umfassenden Areal in die heiße Phase. In den vergangenen beiden Jahren wurden, aufgrund von verschiedenen Schadensereignissen, parallel zu den genannten Aktivitäten bereits erste Planungen zu einer Maßnahmenumsetzung durchgeführt.

Aufgrund der Größe des Projektgebietes, finden im Laufe des Frühjahrs und Sommers, verteilt auf die drei kommunal gegliederten Teilbereiche, Präsentationen der Ergebnisse von Standortaufnahme und -analyse sowie Maßnahmenplanung (ingenieurökologische u. auf den flächenhaften Erosionsschutz bezogenen Maßnahmenvorschläge) statt. Den Anfang machte Mitte Mai das südliche Teilgebiet im Bereich der Stadt Goldkronach.

Wie die beigefügte Karte der Handlungsbereiche für Erosionsschutz und Abflussverbesserung im Teilegebiet Goldkronach zeigt, liegen mit 12 Handlungsbereichen und insgesamt 30 Maßnahmenschwerpunkten für den betreffenden Bereich große Herausforderungen hinsichtlich Verbesserung des Oberflächenabflusses sowie Erosionsprävention vor. Erste Schritte im Hinblick auf die Maßnahmenumsetzung sind bereits gegangen worden. So wurde gemeinsam mit einem ortsansässigen Landwirt durch eine 70 m breite Umwandlung von Ackerland in Grünland erreicht, dass ein Hangbereich am nördlichen Ortsausgang von Nemmersdorf am Elbersacker stabilisiert werden konnte (in der beigefügten Abb. grün schraffiert).

Die einzelnen Handlungsschwerpunkte sind jedoch nicht auf einmal abzuarbeiten. Für eine gezielte Maßnahmenumsetzung muss eine Priorisierung erfolgen. Um den nördlichen Ortseingang von Nemmersdorf neben der bereits genannten Maßnahme noch gezielter vor Überschwemmungen schützen zu können, wurde entlang des auf die Ortschaft zuführenden Schotterweges sowie dem wegbegleitenden Graben ein Konzept zur Regulierung und Verzögerung des Oberflächenabflusses erstellt (siehe beigefügte Maßnahmenkarte).

Im wegbegleitenden Graben wurden bisher bereits drei Abflussschwellen eingebaut (siehe beigefügte Abbildung). Diese haben sich zwar bereits teilweise bewährt, sind jedoch aufgrund ihres mangelnden Wasserdurchlasses durch den Einbau eines Rohres knapp über dem Wasserstand noch in ihrer abflussmindernden Wirkung zu verbessern (siehe die beiden beigefügten Skizzen). Der Einbau eines Durchflussrohres ist deswegen von Bedeutung, da sich Starkregenereignisse auch über mehrere Tage hinziehen können. Falls der Stauraum vor den Schwellen, wie im vorliegenden Falle, vor dem nächsten Gewitterregen voll sein sollte, hätte die Schwelle keine Wirkung mehr.

Bei der Bemessung und dem Einbau der abflussverzögernden Schwellen ist zu beachten, dass diese im Rahmen von boden:ständig-Projekten nur eine begrenzte Größe aufweisen sollten. Es wird empfohlen, die Grabenschwellen je nach Grabentiefe bis max. 1 m Höhe auszuführen. Die Tiefe der Schwellen sollte am Grabenfuß max. 1,5 m betragen, am Schwellenfirst max. 1 m. Gräben dürfen aufgrund des Wasserrechts nicht vollständig verbaut werden. Größere Bauwerke unterliegen der Zuständigkeit der Wasserwirtschaft und fallen somit nicht in den Geltungsbereich der über boden:ständig durchzuführenden Maßnahmen zum Überschwemmungsschutz.

Neben den abflussverzögernden Maßnahmen, spielen im Teilgebiet Goldkronach auch Maßnahmen zum Erosionsschutz ein große Rolle. Im Frühjahr 2021 kam es östlich der Ortschaft Pöllersdorf aufgrund eines mehrtägigen Starkregenereignisses zu sehr großen Oberbodenverlusten im Hangbereich des Weinberges (siehe den Schwemmkegel am Fuß des Weinberghanges).

Um die Erosionsgefährdung im Hangbereich und somit auch den Bodenabtrag in diesem Areal eindämmen zu können, wurde von Seiten des beauftragten Büros für multifunktionale Umweltplanung und Beratung (UP&B) ein Konzept zur Neueinteilung eines Teils des Weinberghanges erarbeitet. Dieses Konzept soll als Denkanstoß für eine Verbesserung der Abflusssituation sowie der Erosionsgefährdung am Weinberg dienen und ist als erster Vorschlag für eine nachhaltige Umgestaltung in diesem Hangbereich zu verstehen.

Im nordöstlichen Areal des Weinberghanges soll ein stark Oberflächenwasser abführender, senkrecht zum Hang verlaufender Asphaltweg sowie zwei weitere Feldwege aus der Fläche genommen werden (siehe Abb. zur aktuellen u. geplanten Hangeinteilung).

Hieraus entsteht ein ca. 7,5 ha großer Ackerblock, welcher eine Hanglänge von 770 m aufweist. In einem zweiten Schritt soll dieser Bereich in einem Abstand von jeweils ca. 100 m mit ca. 15 m breiten permanenten Erosionsschutzstreifen unterteilt werden. Diese sollen jedoch nicht gänzlich aus der Nutzung genommen werden, sondern könnten z. B. dem Feldfutterbau dienen oder als Agroforst-Streifen eingesetzt werden.

Durch diese Maßnahme könnte, je nach Bodenbearbeitungssystem mit oder ohne Pflugeinsatz, eine Reduktion des potenziellen Oberbodenverlustes um die Hälfte gelingen. Dies ist von enormer Bedeutung, wenn man bedenkt, dass Boden eine endliche Ressource darstellt und dass gerade im Oberboden wertvoller Humus und im Mineralboden gespeicherte Nährstoffe verloren gehen können. Die ausgetragenen Nährstoffe wirken sich umweltschädlich aus, da diese z. B. Oberflächengewässer eutrophieren und die darin lebenden Pflanzen und Tiere nachhaltig schädigen oder verdrängen.

Durch den Einsatz zusätzlicher KULAP-Streifen, kann die potenzielle Erosion noch weiter verringert werden. Ob und wie eine weitere Unterteilung sinnvoll und praktikabel sein wird, muss im Einzelnen geprüft werden. Von großer Bedeutung ist jedoch, dass die durch die Hangneueinteilung geschaffenen, streifenförmigen Gewanne gegen den Hang bewirtschaftet werden. Auch aus betriebswirtschaftlicher Sicht sind solche langen Ackerschläge zu befürworten, da diese u. a. die Wendezeiten verringern und die Treibstoffkosten bei der Bodenbearbeitung merklich reduzieren.

Die Neueinteilung von Hangflächen ist als mittel- bis langfristige Maßnahme zum Oberflächenabfluss- und Erosionsschutz zu werten. Diese Maßnahmenschritte können z. B mittels freiwilligem Landtausch oder einer räumlich begrenzten Bodenneuordnung realisiert werden.

Der Präsentation der Ergebnisse für das Teilgebiet folgte eine rege Diskussion. Hierauf aufbauend wurden zeitnah durchzuführende Schritte zur Verbesserung der Abfluss- und Erosionssituation vereinbart:
  • Erstellung eines FlurNatur-Förderantrags an das Amt für ländliche Entwicklung Oberfranken zur Finanzierung der Maßnahmenumsetzung am Elbersacker.
  • Erarbeitung eines Konzeptes zur erosionsmindernden Fruchtverteilung am Hang gemeinsam mit den Landnutzern. Es sollte v. a. eine Lösung für die stark erosionsgefährdeten Hangbereiche östlich von Pöllersdorf und südlich von Dressendorf erarbeitet werden.
  • Entwicklung eines Fahrplanes zur zielgerichteten Verbesserung der Abflüsse mittels Grabenräumung bei gleichzeitiger Abflussverzögerung (Einbau von Grabenschwellen). Hier soll ein Austausch mit den zuständigen Stellen – Wegepflegeverband sowie Kommune Goldkronach – erfolgen.

Darüberhinausgehend sollen im Laufe des Sommers bis in den Herbst hinein Flurgänge mit Landnutzern und Eigentümern, Vertretern der Stadt Goldkronach sowie den maßgeblichen Behörden stattfinden, um die genannten Maßnahmenvorschläge möglichst rasch umsetzen zu können. Um weitere wichtige Maßnahmenschwerpunkte (z. B. der Badesee westlich von Goldkronach) gezielt voranzutreiben, sollen in den Wintermonaten vertiefende Workshops zu einer möglichst raschen Verbesserung der Abfluss- und Erosionssituation beitragen.

Kontakt:

Büro für multifunktionale Umwelt-
Planung & Beratung (UP&B)
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35625 Hüttenberg
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Telefax: 06441 / 442 24 – 09
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24.05.2022

Regierungsbezirk: Oberfranken