Boden:ständig Oberscheinfeld: Wasser- und Bodenrückhalt im Wald

Projekt: Oberscheinfeld

Im Rahmen der Durchforstung quer zum Hang abgelegtes Totholz wirkt als Abfluss- und Erosionsbarriere und baut humosen Boden auf

Am Höllbach hat der Biber Dämme angelegt, die als Sedimentfang dienen und den Wasserabfluss verlangsamen
© Reinhard Wesinger (GeoTeam)

Im boden:ständig Projektgebiet Oberscheinfeld ist das Wasser häufig nicht zur richtigen Zeit am richtigen Ort: Am Übergang vom südlichen Steigerwald zu den Mainfränkischen Platten führt sommerliche Trockenheit regelmäßig zu Dürreproblemen. Gleichzeitig ist aufgrund des geringen Grobporenanteils der bindigen Böden die Wasseraufnahmekapazität schon früh erschöpft, es kommt schnell zu Oberflächenabfluss. Bei Starkregen kann so nur ein kleiner Anteil des Niederschlags langfristig im Boden gespeichert werden, in den Bächen kommt es zu rasch anschwellenden Pegeln. In der Vergangenheit haben Hochwässer nach Starkregen zu beträchtlichen Schäden an Böden, Gebäuden und Infrastruktur geführt.
Das Einzugsgebiet im boden:ständig Projekt Oberscheinfeld ist zum Großteil von Wald bedeckt. Neben landwirtschaftlichen Flächen kommt daher auch der Betrachtung des Waldes große Bedeutung zu – zumal auch die Forstwirtschaft von unter Trockenstress leidenden Bäumen, mangelnder Wasserspeicherkapazität der Böden und dem Verlust wertvollen Bodenmaterials durch Erosion geplagt ist.

Auf der Begehung am 21.01.2021 tauschten sich Vertreter der Firma GeoTeam, Herrn Reißenweber, Leiter der Fürstlich Castell‘schen Forstabteiltung Castell, Herrn Sendner und Herrn Dürr (1. und 3. Bürgermeister Oberscheinfeld) über die Herausforderungen und Möglichkeiten zu Bodenschutz und Wasserrückhalt im Wald aus.

Zunächst wurden wir auf einen natürlichen – in diesem Fall – Verbündeten aufmerksam: den Biber. Am Höllbach konnten wir im Wald einen eindrucksvollen Biberdamm bestaunen. Der „Wasserbauingenieur“ Biber hat hier ohne jeglichen Aufwand für Planung und Finanzierung ein Retentions- und Sedimentationsbecken angelegt, sorgt nebenbei für vielfältige Lebensräume und stimuliert die eigendynamische Gewässerentwicklung. Auch beschleunigt er die Entwicklung eines standortgerechten, resilienten Auwaldes.

Die vergangene, teichwirtschaftliche Nutzung der Täler im Projektgebiet lässt sich anhand einer Vielzahl verfallener Teiche und Dämme nachvollziehen. Diese bestehenden Strukturen bieten vielversprechende Möglichkeiten zur Reaktivierung als Retentionsbecken zur Abpufferung von Sturzfluten nahe am Ort der Entstehung. Auch an anderer Stelle bestehen Möglichkeiten, Hochwässer abzupuffern und/oder durch Reaktivierung der natürlichen Aue in der Fläche zu halten. Neben einer Abflachung der Hochwasserscheitel haben solche Strukturen auch das Potential, Wasser verlangsamt wieder an die Landschaft abzugeben und so einen Beitrag zur Widerstandsfähigkeit gegen Dürren zu leisten.

Herr Reißenweber betonte außerdem die Notwendigkeit des flächigen Aufbaus von humosem, tiefgründigerem Boden zur Entwicklung eines klimaresilienten, standortgerechten und vitalen Waldes. Auf den teils steilen, im oberen Bereich sandigen Hängen entstehen rasch Abflussbahnen, wertvolles Bodenmaterial wird abgeschwemmt. Die Ertragsfähigkeit des Waldes ist auf den mageren, teils degradierten, trockenheitsgefährdeten Böden gering und im Hinblick auf den Klimawandel zusätzlich gefährdet. Der gezielte Einsatz von Totholz hat hier Potential. Quer zum Hang abgelegte Starkäste und Kronen stellen Abflussbarrieren dar, an denen sich Wasser stauen sowie Laub und Bodenmaterial ansammeln kann. Zusätzlich wirkt das sich langsam zersetzende Holz als Wasserspeicher und trägt zum Aufbau eines humosen, vitalen Waldbodens bei. Das ähnelt der Wirkung von Mulch und Zwischenfrüchten auf Ackerböden. Ein konsequentes Belassen geringwertiger Holzqualitäten im Wald kann hier sowohl einen Beitrag zum Boden- und Gewässerschutz als auch zur langfristigen Ertragsfähigkeit der Wälder leisten.

01.02.2021

Regierungsbezirk: Mittelfranken