Nachdem für das boden:ständig-Projektgebiet Oberleiterbach sowohl die Bestandserhebung und -bewertung als auch die Maßnahmenplanung vorliegen, war es an der Zeit die bisher erarbeiteten Ergebnisse vorzustellen. Hierzu luden das Amt für ländliche Entwicklung (ALE) Oberfranken in Zusammenarbeit mit dem Büro für multifunktionale Umweltplanung und Beratung (UP&B) und dem Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten (AELF) Bamberg zu einem Feldtag in Oberleiterbach ein.
Mit ca. 30 Teilnehmenden fand der Feldtag in Oberleiterbach bei strahlendem Sonnenschein viel Zuspruch. Auch Vertreter der Regierung Oberfranken und des Bayerischen Bauernverbandes sowie der Marktgemeinde Zapfendorf nahmen sich die Zeit, den Ausführungen der Vertreter des ALE Oberfranken sowie des Büros für multifunktionale Umweltplanung und Beratung (UP&B) zu folgen.
Der Feldtag fand auf einer Fläche des Betriebs Zenk aus Kirchschletten statt, dessen Schwerpunkt auf der Saatgutvermehrung liegt. Johannes Zenk, stellte Fruchtfolge, Bodenbearbeitung und Düngung des Ackerschlages vor. Wie aus der beigefügten Karte hervorgeht, sind im mittleren Bereich der knapp 2,4 Hektar umfassenden Ackerfläche nach Allgemeiner Bodenabtragsgleichung (ABAG) Bodenabträge in einer Höhe von bis zu > 10 Tonnen pro Hektar und Jahr rechnerisch möglich. Diese hohen mittelern Bodenabtragsraten resultieren u. a. aus einer Hangneigung von 10 bis > 12 % im mittleren und oberen Teil des Ackerschlages.
Das beispielhaft geöffnete Bodenprofil zeigt ein tiefgründiges Kolluvium, welches ab ca. 90 cm Horizonttiefe bedingt durch Hangzugwasser pseudovergleyt ist (gut zu erkennen an der Bleichung des Bodens sowie an Mangan- und Eisenflecken). Der Humusgehalt beträgt in der 20 cm mächtigen Ackerkrume (Ap-Horizont) 2,1 Prozent. Der Boden kann im durchwurzelbaren Raum in etwa 225 Liter Wasser gegen die Schwerkraft halten (nFKdB: nutzbare Feldkapazität im durchwurzelbaren Raum).
Dr. Michael Link vom Büro UP&B ist mit der Planung und Umsetzungsbegleitung im Projektgebiet Oberleiterbach beauftragt. Er stellte den Aufbau sowie die Charakteristika des Bodenprofils vor. Hierbei wurde auch erläutert, von welchen Faktoren die Sicker- sowie Speicherfähigkeit des Bodens abhängen. Der Oberboden darf nicht verschlämmen, um die Regenverdaulichkeit des Bodens nicht herabzusetzen. Hierzu ist es notwendig, dass zum einen die Versorgung des Bodens mit Kalk zumindest ausreichend ist. Dr. Link erläuterte, dass die nach LUFA angewandte Methode, wonach sich die Höhe der Kalkgabe ausschließlich nach dem pH-Wert des Bodens richtet, nicht befriedigend ist. Vielmehr sollte der Gehalt an freiem Kalk im Boden als Maß für die Kalkdüngung herangezogen werden.
Weiterhin wurde auf die Versorgung des Bodens mit organischer Substanz eingegangen (nach LfL sollte der Gehalt an organischer Substanz im Boden mit dessen Humusgehalt gleichgesetzt werden). Der auf dem Acker festgestellte Humusgehalt von 2,1 % kann als gut eingestuft werden. Die durchschnittlichen Humusgehalte bewegen sich auf bayerischen Ackerstandorten zwischen etwa 1,5 und 2,5 %. Dass der Landwirt seine Sache gut gemacht hat, ist schon am hohen Regenwurmbesatz zu erkennen. Regenwürmer fühlen sich im Boden nur dann wohl, wenn dort genügend Kalk und organische Substanz als Nahrung vorhanden ist.
Um zu verdeutlichen, wie sich der bereits seit dem Mittelalter, nach der Inkulturnahme der heute noch landwirtschaftlich genutzten Flächen, kontinuierlich verlaufende Prozess der Bodenerosion durch Wasser auswirkt, wurden neben dem Bodenprofil noch im Bereich der Hangschulter sowie des Mittelhanges 1 m tiefe Bodenproben mittels Pürkhauerbohrer entnommen. Der Vergleich der drei Bodenprofile – Profilgrube und zwei Pürkhauerbohrungen – erbrachte ein eindeutiges Ergebnis. Das Solum, – also die Schicht des Bodens, in dem pflanzenverfügbares Wasser gespeichert werden kann – wird ausgehend von der Hangschulter immer mächtiger. Diese hangaufwärts gerichtete Verkürzung des Bodenprofils zeigt deutlich, wie sich die Wassererosion negativ, sowohl auf die Wasserhaltefähigkeit sowie auf die Ertragsfähigkeit des Bodens, auswirkt. Ein Zeichen hierfür ist die auf dem betrachteten Ackerschlag um 5 Punkte höher veranschlagte Bodenzahl zwischen dem Bereich mit schwerem Lehm (LT) und Lehm (L).
Als Dreh- und Angelpunkt für die Leistungsfähigkeit eines Ackers, ist die Wasserspeicherfähigkeit des Bodens im durchwurzelbaren Bodenraum zu sehen. Wird diese durch Erosionsprozesse herabgesetzt, kann auf den hangseitigen Teilbereichen eines Ackerschlages nicht mehr so viel Ertrag erzielt werden als dies vorher möglich war. Der Akkumulationsbereich am Hangfuß wird nur so weit anwachsen können, wie es die Geländeform erlaubt. Darüber hinaus eingetragenes Bodenmaterial wird aus der Fläche heraustransportiert und in Oberflächengewässer eingeleitet. Durch die im Boden enthaltenen Nährstoffe werden die Gewässer eutrophiert, was sowohl negative ökologische als auch ökonomische Folgen nach sich zieht.
Während und nach der Standortpräsentation kam es zu fachlich sehr versierten und interessanten Gesprächen sowie Diskussionen, wobei v. a. die Themen Bodenbearbeitung und Zwischenfruchtanbau im Zentrum standen. Hierbei wurde auch darauf eingegangen, dass je mehr Arbeitsgänge der Landwirt auf seinem Feld vollzieht, desto höher letztlich die Verdichtung des Bodens ausfällt. Vermieden werden muss unter allen Umständen eine Panzerplatte, über die das Wasser ungebremst abfließt. Für die Intensität der Bodenbearbeitung gilt: So viel wie nötig und so wenig wie möglich!
Waltraud Dümmler und Bernadette Ackermann vom AELF Bamberg, gingen neben Empfehlungen zum Zwischenfruchtanbau auch auf die neuen, ab dem 1.1.2023 gültigen KULAP-Maßnahmen sowie auf die Möglichkeiten zu deren praktischen Einsatz ein. Die im Zuge der GAP-Reform erlassenen Richtlinien, werden in Zukunft eine Betonung erosionsmindernder Bewirtschaftungssysteme mit sich bringen.
Zum Abschluss der Veranstaltung wurden noch die Ergebnisse der Maßnahmenplanung für das Projektgebiet Oberleiterbach vorgestellt. Daniel Spaderna, der Koordinator der boden:ständig-Projekte am ALE Oberfranken, betonte hierbei, dass es das Ziel sein muss das Wasser in der Fläche zu halten, wo es letztendlich hingehört. Das Amt für Ländliche Entwicklung kann mittels der boden:ständig-Projekt nur einen Anstoß geben. Wichtig ist, dass eine gemeinsame Lösung unter Zusammenarbeit von Landwirtschaft, Kommunen und Fachbehörden erarbeitet wird.
Kontakt:
Büro für multifunktionale Umweltplaung und Beratung (UP&B)
Dr. Michael Link
Mobil: 0173-882 1995
Email: michael.link@bmupb.de
Web: www.bmupb.de