Fachreferat und lebhafter Gedankenaustausch zum Thema Agroforst

Projekt: Ermetzhofen

Thomas Hering von der Thüringer Landesanstalt beschäftigt sich schon seit 15 Jahren mit dem Thema Agroforst
© Robert Vandré (Schmidt & Partner)

Gehölzstreifen sind gut gegen Erosion und Starkregenabflüsse und fördern die Artenvielfalt – aber sind sie auch ein lohnender Betriebszweig für Landwirte? Dieses Thema wurde auf Anregung eines Landwirtes im boden:ständig Projekt Ermetzhofen aufgegriffen. Thomas Hering vom Thüringer Landesamt für Landwirtschaft und Ländlichen Raum, ausgewiesener Fachmann für Streifen-Kurzumtriebsplantagen und andere Agroforstsysteme, berichtete von wissenschaftlichen Anbauversuchen inklusive ökonomischer Bewertung. Daneben hatte er jede Menge Tipps aus der Praxis auf Lager.
Mit sieben Teilnehmerinnen und Teilnehmern aus der Landwirtschaft fand sich bei diesem zur Zeit noch exotischen Thema nur eine kleine Gruppe ein. Alle hatten aber Erfahrung mit der Holznutzung und diskutierten mit, sodass ein sehr abwechslungsreicher und lebhafter Gedankenaustausch zustande kam, der über das Kernthema hinaus reichte.
Helmut Döhler wies in seiner Einleitung auf die sich ändernden Bedingungen der Landwirtschaft hin – durch veränderte Bodeneigenschaften in Folge des Klimawandels, und auch durch die aktuellen politischen Umbrüche. Zugleich verwies er auf die lange heimische Geschichte von Feldrainen mit Gehölzbewuchs: Sie finden sich an vielen Orten auf den historischen Karten aus dem 19. Jahrhundert, online einzusehen im BayernAtlas der Bayerischen Geodatenverwaltung.
Schlaglichter aus dem Fachreferat von Thomas Hering: Er berichtete von guten Erfahrungen mit Energieholz-Streifen insbesondere bei längeren Umtriebszeiten ab 8 Jahren. Die Ernte- und Rückearbeiten erfordern weniger spezialisierte Technik und sind auch im Betriebsablauf unkomplizierter als kürzere Umtriebszeiten. Bei der Anlage der Gehölzstreifen ist die Unkrautregulierung entscheidend für die Etablierung der Steckruten.
Bei den Praxisversuchen entsprachen die Erträge auf den Ackerstreifen zwischen den Gehölzreihen in etwa denen der Kontrollfläche ohne Gehölze – hier hoben sich positive Effekte auf das Kleinklima und Konkurrenzeffekte nahe an den Gehölzreihen auf.
Für den ökonomischen Erfolg sieht er vier wesentliche Faktoren: Neben Ertrag und Qualität des Produktes – Zellstoff, Hackschnitzel oder auch Nüsse oder Früchte – sind ein verlässlicher Abnehmer, der einen guten Preis zahlt (Markt) und eine funktionierende Verwertungskette entscheidend. Gerade der letzte Punkt erfordert laut Hering gute Vorüberlegungen, Planung und Durchhaltevermögen bei Rückschlägen. Beim Energieholz kann hier ein gutes Trocknungsverfahren entscheidend sein, bei Nüssen die Aufbereitung und Weiterverarbeitung (Schälen, Ölpressung) und bei Früchten die Weiterverarbeitung oder die Kühlkette.
Insgesamt bietet der Anbau von Streifengehölzen viele Chancen als ergänzendes Standbein, ist aber auch aufwändig und risikoreich bei der Etablierung im Betrieb. Daher werden sich bei uns trotz der sehr guten Effekte für den Landschaftshaushalt und Artenschutz Agroforstsysteme wohl erst in größerem Umfang durchsetzen, wenn eine wesentlich bessere staatliche Förderung eingeführt wird oder sich ein stabiler und attraktiver Markt für die Produkte etabliert.

22.03.2022

Regierungsbezirk: Mittelfranken