Anlage eines Demoflächenversuchs zur Verbesserung der Regenverdaulichkeit

Projekt: Kahlgrund

Abdrehprobe

Der Demoflächenversuch läuft an
© Verwaltung für ländliche Entwicklung

Am 10. November fand ein Pressegespräch in Krombach im Kahlgrund statt, um über einen mehrjährigen Demoflächenversuch zur standortoptimierten Kalkung zu informieren. Der Versuch hat zum Ziel, standortspezifische Kalkungsvarianten zur Verbesserung der Bodenstruktur, der Wasseraufnahme und Wasserspeicherung im Boden zu vergleichen. Er ist eingegliedert in das boden:ständig-Projekt Kahlgrund, welches im September 2020 begonnen hat. Während der Planungsauftrag b:s an das Büro GeoTeam die Erarbeitung eines Maßnahmenkonzeptes zur Verbesserung des Landschaftswasserhaushaltes durch Wasserrückhalt und Wasserführung zum Inhalt hat, bleibt die Verbesserung der „Regenverdaulichkeit“ ein weiteres Handlungsfeld für ein erfolgreiches Gesamtprojekt boden:ständig Kahlgrund. Mit der Anlage von mehrjährigen Demoflächen werden die Landwirte für eine standortoptimierte Bewirtschaftung ihrer Ackerflächen sensibilisiert. Die Auswirkungen verschiedener Kalkungsvarianten auf die Bodenstruktur sollen im Rahmen jährlicher Feldbautage den Landwirtinnen und Landwirten am Bodenprofil veranschaulicht sowie anhand bodenchemischer und bodenphysikalischer Analysen nachgewiesen bzw. erläutert werden.

Zunächst stellte Herr Omert vom ALE Unterfranken also das Projektkonzept vor. Anschließend entspann sich ein reges Gespräch zwischen den Teilnehmern. Nach dem Gespräch fuhr die Gruppe zu einem nahegelegenen Feld, auf dem dann Parzellen gekalkt wurden. So ist nun, Anfang November 2020, der Grundstein gelegt worden für den Versuch, der hoffentlich bald Licht ins Dunkel der Komplexität der Bodenstruktur bringen wird.

Die Arbeitsgruppe:
Projektträger ist die kommunale Allianz Kahlgrund-Spessart. Stellvertretend sind hier der Sprecher der Allianz und Bürgermeister von Schöllkrippen, und der Allianzmanager, Christopher Batrla zu nennen. Fachlich begleitet und unterstützt wird das Projekt durch Fachleute der Landwirtschaftsverwaltung (Dr. Joachim Liebler), der Verwaltung für Ländliche Entwicklung Unterfranken (Lena Priesemann und Joachim Omert), des Bayerischen Landesamtes für Umwelt LfU (Hans-Peter Reck) und der Finanzverwaltung (Herr Dieter Knakowski).

Hintergrund und Versuchsaufbau:
Angelegt werden vier Demoflächen mit jeweils fünf Kalkungsvarianten, verteilt auf die Gemarkungen Schöllkrippen, Westerngrund und Krombach. Die Kalkvarianten sind Mischungen aus Dolomit, Gips und kohlensaurem Kalk verschiedener Hersteller sowie Parzellen, auf denen ausschließlich Branntkalk ausgebracht wird. Die Kalkmenge richtet sich nach den Ergebnissen von 2019 durchgeführten umfassenden bodenchemischen Untersuchung sowie nach der Düngungsempfehlung der üblichen Bodenstandarduntersuchung. Im Rahmen dieser Bodenuntersuchungen wurde festgestellt, dass die landwirtschaftlich genutzten Böden größtenteils kalk- und humusarm sind und mitunter einen sehr hohen Magnesiumgehalt aufweisen. Dieser geogen bedingte hohe Magnesiumgehalt bewirkt ein instabiles Bodengefüge, führt zu einer Oberflächenverschlämmung und damit zu einem verstärkten Bodenabtrag bei Starkniederschlägen. Die jahrelange Ausbringung von regional verfügbaren, jedoch Mg-reichen Kalkdüngern hat das ungünstige Kalk-/Magnesiumverhältnis im Boden noch verstärkt und damit die Aggregatstabilität sowie die Versickerungsleistung der Böden weiter verschlechtert. Gerade Starkregenereignisse wie im Mai 2017 führen aufgrund der nicht standortoptimierten Bewirtschaftung zu einem großflächigen Bodenabtrag. Vor allem stellt sich die Frage, wie die Bodenstruktur über mehrere Jahre auf die verschiedenen Kalkdünger und Kalkmengen reagiert bzw. mit welcher Variante sich die Regenverdaulichkeit der Böden signifikant verbessern lässt. Mit der Anlage einer Nullparzelle soll schließlich dargestellt werden, wie sich die Bodenstruktur entwickelt, wenn der Landwirt auf eine Meliorationskalkung komplett verzichtet. Die einzelnen Versuchsparzellen sind zwischen 0,24 und 0,37 ha groß.

Zielsetzung:
Der Nachweis, dass über Veränderungen der Bodenchemie mittels standortangepasster Kalkdüngung die Regenverdaulichkeit der Böden dauerhaft und signifikant gesteigert werden kann, ist ein neuer und innovativer Ansatz in der bayernweiten Initiative boden:ständig. Schließlich ist eine verbesserte Wasseraufnahme des Bodens der beste Schutz, um den Oberflächenabfluss nach Starkniederschlägen, damit die Bodenerosion und Sturzfluten nachhaltig zu verhindern oder zumindest deutlich abzumildern.
Das seit Jahren anhaltend große Engagement der örtlichen Landwirte im Kahlgrund, die bereitwillig Ackergrundstücke als Demoflächen zur Verfügung stellen, zeigt nicht nur die hohe Mitwirkungsbereitschaft vor Ort, sondern verdeutlicht das große Interesse der Landwirtschaft an einer standortoptimierten Bewirtschaftung ihrer Flächen. Viele der bisher gewonnenen Erkenntnisse stimmen auch mit den praktischen Erfahrungen der Bewirtschafter überein.

12.11.2020

Regierungsbezirk: Unterfranken