Hagenohe

Siedlungsschutz durch Erosionsschutz und Wasserrückhaltung auf landwirtschaftlichen Flächen

Fachexkursion mit Blick auf die Ortslage

Fachexkursion mit Blick auf die Ortslage
© BZA

Hagenohe hat keine Gewässeranbindung - und hatte nach Starkregen dennoch Probleme mit vollgelaufenen Kellern und stehendem Wasser in mehreren Gärten.
Auch die vorhandenen Kanalleitungen mit angeschlossenen Drainagen und Einläufen im Grabensystem, können nicht ausreichend Regenwasser aufnehmen, beschleunigen Abfluss und konzentrieren das Wasser im Ortszentrum.
Die idyllische Kessellage des Ortes ist schuld; das Wasser kam aus (fast) allen Richtungen aus der Flur. Und mit ihm Bodenmaterial und Nährstoffe.
Ein großes Rückhaltebecken vor dem Ort wäre technisch unmöglich. Die erste Planung sah daher knapp zehn Maßnahmen vor; auch diese hätten immer noch größer sein müssen als die Begeisterung für sie.
Nach genauerer boden:ständiger Betrachtung wurde festgestellt: der gleiche Effekt lässt sich mit rund dreißig dezentralen Maßnahmen im Einzugsgebiet erreichen.
Auf kreative Weise wird der Flächenbedarf für diese Maßnahmen auf ein Minimum reduziert.
Dies kann nur gelingen mit einem guten Zusammenwirken aller Akteure: Die Bewirtschafter der umliegenden Flächen, die zum Großteil selber in Hagenohe leben, haben sich zu einer sehr aktiven Gemeinschaft zusammengefunden. Zusammen mit dem Bauamt der Stadt Auerbach und dem Amt für Ländliche Entwicklung Oberpfalz ergibt das ein schlagkräftiges Team.
Dasw zügig umgesetzte Bauprogramm des ersten Maßnahmenpakets zeugt davon.
Mittlerweile wird Hagenohe als Musterbeispiel gerne von zahlreichen Fachexkursionen besucht.

Aus der Projekthistorie:

  • Informationsveranstaltungen und Ortsbegehungen für die Einwohner von Hagenohe, die Landwirte und die Bewirtschafter fanden mit großem positiven Echo statt.
  • Umfassende Bestandsaufnahmen zu Abflusspfaden, Bodenbewirtschaftung und Erosionsschwerpunkten wurden bereits 2014 durchgeführt.
  • Das Interesse der Einwohner von Hagenohe, der Grundstückseigentümer und Bewirtschafter ist sehr groß, ebenso die Erwartung an eine zeitnahe Umsetzung der Maßnahmen.
  • Die Teilnehmergemeinschaft Hagenohe 2 hat die Durchführung des ersten Maßnahmenpaketes mit 9 Einzelmaßnahmen an die Stadt Auerbach delegiert. Nach wasserrechtlicher und naturschutzfachlicher Genehmigung fand 2016 die erste Bauumsetzung statt.
  • Die Stadt Hagenohe hat mit den Bewirtschaftern der Rückhaltebereiche Entschädigungsvereinbarungen für den Ertragsausfall abgeschlossen.
  • Eine Vielzahl weiterer Maßnahmen liegen im Entwurf vor und sind z.T. auch schon mit den Vorstellungen der Grundeigentümer und Bewirtschafter abgestimmt.
  • Das erste von drei Maßnahmenpaketen wurde bereits 2016-17 umgesetzt.



Projektgebiet
Regierungsbezirk: Oberpfalz
Landkreis: Amberg-Sulzbach
Gemeinden: Auerbach i. d. OPf., Ortsteil Hagenohe
Natur-/Produktionsraum: Nördliche Frankenalb
Größe: 3,2 km²

Projektlaufzeit
Beginn: 2014

Ziele

  • Vermeidung von Überschwemmungen
  • Erosionsschutz auf landwirtschaftlichen Flächen verbessern
  • Entlastung der vorhandenen Kanalleitungen durch Rückhalt des Niederschlagswassers auf den Flächen
  • Schutz des Siedlungsbereiches vor von Hängen abfließenden Niederschlagswasser
  • Integration von temporär wirksamen Rückhalteräumen in die landwirtschaftlichen Flächen, Vermeidung von großen technischen Bauwerken
  • Bedarf an landwirtschaftlichen Flächen für Rückhaltemaßnahmen so gering wie möglich halten


Maßnahmenschwerpunkte
  • Verbesserung der Aufnahmefähigkeit des Bodens für Niederschlagswasser, durch Optimierung der Bewirtschaftung
  • Temporäre Rückhaltung des anfallenden Niederschlagswassers; Schaffung von temporär überstaubaren Flächen durch Höherlegung vorhandener Wege; Ausnutzung von Eh-da-Flächen
  • Weitgehende Beibehaltung der landwirtschaftlichen Nutzung in den Rückhalteräumen
  • Nutzung vorhandener Strukturen, wie z.B. Straßengräben für die kleinflächige Rückhaltung/Abflussbremsung
  • Schaffung von Boden- und Landschaftsstrukturen, wie z.B. Hecken, Bodenmodellierungen, Ackerrainen, etc., zur Verlangsamung des Niederschlagswasserabflusses in der Fläche
  • Soweit nötig Ableitung des gedrosselten Niederschlagswassers um den Ort herum


Projektorganisation und Umsetzung
Projektbeteiligte und ihre Rolle im Projekt:
  1. Amt für Ländliche Entwicklung, Tirschenreuth: Projekt- und Finanzierungsträger
  2. Amt für Ernährung, Landwirtschaft und Forsten, Amberg: Förderung von Einzelmaßnahmen im Rahmen bestehender Förderprogramme; Träger der landwirtschaftlichen Fachberatung
  3. Stadt Auerbach: Projekt- und Finanzierungsträger: Unterstützung der Umsetzung von Einzelmaßnahmen
  4. Landschaftsplaner: Federführende Projektleitung; Bestandserfassung und Erstellen von Fachkonzepten und Umsetzungsmaßnahmen in Kooperation mit landwirtschaftlichen Beratern
  5. Landwirtschaftliche Berater: Beratung von Eigentümern und Bewirtschaftern; Vermittlung zwischen den Interessen der Landwirte und den Erfordernissen für einen optimalen Bodenschutz und den größtmöglichen Wasserrückhalt, z.B. Flächenbedarf
  6. Flächenbewirtschafter: Flächenbereitstellung, Bewirtschaftungsänderung


Projektstand
(26.05.2020):

Das 2. Bauprogramm wird derzeit vom ALE vorbereitet.
Die meisten der geplanten Maßnahmen werden damit dann durchgeführt. Abschließende Arbeiten sind in einem dritten Bauprogramm vorgesehen.

Kontakt
BOR Steffen Schneider,
ALE Oberpfalz


Regierungsbezirk: Oberpfalz